Ukraine Krieg: In Russland boomen die Bestatter
Russische Bestatter haben wegen des Ukraine-Kriegs viel zu tun. Die Aufbereitung der kriegsversehrten Leichen dauert bis zu zwölf Stunden.
Das Wichtigste in Kürze
- Russische Bestatter verzeichnen wegen des Ukraine-Kriegs Rekordzahlen.
- Die Aufbereitung der Leichen dauert wegen der eingesetzten Waffen immer länger.
- Das Sortiment der Bestatter ist wegen des Krieges auch gewachsen.
Wegen des Ukraine-Kriegs und der Sanktionen leiden grosse Teile der russischen Wirtschaft. Andere hingegen blühen auf – sehr zur Trauer der Kunden: die Bestattungsindustrie.
«The Insider» berichtet von Bestattern und Sargherstellern, die Rekordzahlen verbuchen. Sie sind nicht erst seit Kriegsbeginn vielbeschäftigt. Bereits zuvor hatten sie wegen der Corona-Pandemie und der mangelhaften Massnahmen alle Hände voll zu tun.
Im Ukraine-Krieg sind je nach Quelle bis zu 125'000 russische Soldaten gestorben, die bestattet werden wollen. Dazu gehört neben dem Sarg und dem Platz auf dem Friedhof auch die Aufbereitung, denn halboffene Särge sind gerade beliebt. Auf der Bestattermesse «Nekropolis» in Moskau konnte sie probegelegen werden. Für die Beerdigung nehmen viele Russen auch einen Kredit auf.
Die Aufbereitung der gefallenen Soldaten dauert bis zu zwölf Stunden, wie Maxim Kolesov, ein Spezialist für kosmetische Präparation, berichtet. Zu Beginn des Ukraine-Kriegs habe er weniger lange benötigt, die Leichen hätten dann meist nur Wunden von Kugeln gehabt. Dann seien von Grosskalibern getötete Soldaten gekommen, mittlerweile werden sie von Himars-Raketen getötet. «Diese durchlöchern alles wie ein Sieb», so der Bestatter.
Traditionell erhalten russische Gräber erst ein Jahr nach der Beerdigung einen Grabstein. Z- und V-Symbole würden als Vorlage für Grabsteine angeboten, erklärt Boris Jakuschin, ein Krematorium-Besitzer und der Organisator der «Nekropolis». Wie hoch der Bedarf dafür sei, werde er im Herbst erfahren.
Ukraine-Krieg: Bald Beerdigungen im Camouflage-Look?
Sein Angebot will er aber auch sonst des Krieges wegen erweitern. So soll bald alles, was zu einer Beerdigung gehört, auch im Camouflage-Look angeboten werden. Auch Kanonen sollen bald im Sortiment sein.
In Rostow am Don, rund 100 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, wird ein neues Vier-Kammer-Krematorium gebaut. Viele Leichen aus dem Krieg kämen zuerst in diese Stadt, sagt Jakuschin. Es gebe deswegen dort viel zu tun, den Krematorium-Neubau lobt er. Er glaube auch nicht, dass es in den nächsten zwei bis drei Jahren an Arbeit mangeln werde.