Ukraine Krieg: Ösi-Kanzler Nehammer nach Putin-Besuch unter Beschuss
Gestern Montag ist der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer mitten im Ukraine-Krieg nach Russland gereist. Der Besuch bei Putin stösst vielen sauer auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Österreichs Kanzler Karl Nehammer hat in Moskau mit Wladimir Putin gesprochen.
- Sein Besuch in Russland kommt nicht überall gut an.
- Kritiker sprechen von einer «machohaften Selbstinszenierung».
Schon mehrere westliche Politiker sind im Ukraine-Krieg nach Kiew gereist, um Präsident Wolodymyr Selenskyj zu treffen.
Nach EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem britischen Premierminister Boris Johnson zuletzt auch Karl Nehammer (ÖVP). Dann reiste der österreichische Kanzler jedoch weiter – eine Entscheidung, für die ihm nun Kritik entgegenschlägt.
Am Montag besuchte er als erster westlicher Regierungschef im Ukraine-Krieg die russische Hauptstadt Moskau.
Er traf dort den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einem Gespräch unter vier Augen. Medien und Fotografen waren nicht zugelassen, es gab keine gemeinsame Pressekonferenz. Nehammer fürchtete, dass ein gemeinsames Foto für Propagandazwecke genutzt worden wäre.
Das österreichische Kanzleramt liess verlauten, dass das Gespräch 75 Minuten dauerte. Nehammer versuchte Putin klarzumachen, dass «dieser Krieg aufhören muss». Was gut gemeint klingt, kommt nicht überall auch gut an.
Putin-Besuch im Ukraine-Krieg «machohafte Selbstinszenierung»
Kritik kam etwa von der rechtspopulistischen FPÖ. Parteichef Herbert Kickl verurteilte Nehammers Reise in einer Mitteilung als «machohafte Selbstinszenierung». Das Putin-Treffen habe lediglich als Ablenkung von den «notorischen innenpolitischen Kalamitäten der ÖVP» gedient. Zudem wirke es, als sei Nehammer nicht selbstbestimmt, sondern «aus der Ukraine ferngesteuert».
Auch bei den österreichischen Sozialdemokraten zeigte man sich wenig begeistert. Der SPÖ-EuropasprecherJörg Leichtfried kritisierte: «Der Moskau-Trip war offensichtlich ein Alleingang und schlussendlich auch völlig ergebnislos.»
Schon vor der Reise sah sich Nehammer mit Kritik konfrontiert, entschied sich jedoch dennoch dafür. Er wolle nichts unversucht lassen, den Ukraine-Krieg zu beenden oder die humanitäre Hilfe für die leidende Bevölkerung voranzutreiben. Deshalb sei es alternativlos, auch mit Russland das direkte Gespräch zu suchen.
Das Treffen bezeichnete er im Nachgang als sehr hart, offen und direkt. Nehammer habe Putin auch mit den mutmasslichen Kriegsverbrechen russischer Soldaten konfrontiert. Er habe aber «generell keine positiven Eindrücke». Es sei auch «kein Freundschaftsbesuch» gewesen.