Ukraine-Krieg: EDA äussert sich besorgt zu Staudamm-Sprengung

Der riesige Kachowka-Staudamm in der Süd-Ukraine wurde gesprengt. Den umliegenden Dörfern droht Hochwasser. Ein Experte rechnet mit einer hohen Flutwelle.

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Der Nova Kakhova Damm wurde vergangene Nacht zerstört. - Twitter / @MMPLLCNews

Das Wichtigste in Kürze

  • Der riesige Staudamm Kachowka in der Ukraine wurde von Russen gesprengt.
  • Für Cherson und 80 ukrainische Dörfer herrscht nun Überschwemmungsgefahr.
  • Das EDA äussert sich besorgt über den Angriff auf den Staudamm.

Der riesige Kachowka-Staudamm im von russischen Truppen besetzten Teil der Ukraine wurde gesprengt. Das ukrainische Militär macht Russland dafür verantwortlich. Der Kreml hingegen schiebt die Schuld der Ukraine zu.

Für die im Ukraine-Krieg schwer umkämpfte Stadt Cherson und zahlreiche ukrainische Dörfer könnte die Sprengung verheerende Folgen haben: Es drohen massive Überschwemmungen. Wie der ukrainische Regierungsberater Tymofiy Mylovanov auf Twitter schreibt, haben die Wassermassen Cherson bereits erreicht. «Etwa 16'000 Menschen sind betroffen», schreibt er. «Sie werden derzeit evakuiert.»

Dem Verteidigungsexperten Nico Lange zufolge, droht der Stadt in einigen Stunden eine weitere Gefahr: «Nach Simulation werden in etwa 15 bis 20 Stunden der Hafen und die Docks von Cherson mit einer 4 bis 5 Meter hohen Flutwelle getroffen werden», schreibt er auf Twitter. Damit werde die Überquerung des Dnipro durch die Ukraine flussabwärts des Damms faktisch unmöglich.

Verfolgen Sie das Geschehen im Ukraine-Krieg?

Die Schweiz hat sich tief besorgt über den Angriff auf den Kachowka-Staudamm im Süden der Ukraine geäussert. Systematische militärische Angriffe auf zivile Infrastruktur seien inakzeptabel, heisst es in einer per Twitter veröffentlichten Reaktion des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA).

Die Angriffe auf zivile Infrastruktur stellten eine schwere Verletzung des humanitären Völkerrechts dar. Sie müssten sofort eingestellt werden.

Ukraine-Krieg: Mögliche Sprengung schon letztes Jahr Thema

Zudem besteht die Gefahr, dass die Wasserversorgung in der Südukraine unterbrochen wird. Das könnte auch das Kühlsystem des AKW Saporischschja beeinträchtigen.

Der Kreml dementiert, dass die Sprengung von Russen ausgegangen sei und macht die Ukraine verantwortlich. Russische Blogger behaupten, es seien ukrainische Truppen gewesen, die den Damm bombardiert hätten.

«Das Wasser ist gestiegen», sagte der von Moskau eingesetzte Bürgermeister in Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, staatlichen russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Bislang gebe es aber keine Notwendigkeit, Zivilisten in Sicherheit zu bringen.

Leontjew räumte aber ein: Es könnte zu Problemen bei der Wasserversorgung auf der bereits 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim kommen. Diese liegt südlich von Cherson.

Diese wird mit Wasser aus dem Kachowka-Stausee beliefert. Die Angaben beider Seiten zu dem Vorfall am Staudamm konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Selenskjy ruft Sicherheitsrat ein

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat wegen der Sprengung des Damms eine Notfall-Sitzung des nationalen Sicherheitsrats einberufen. Das teilte der Sekretär des Rats, Olexij Danilow, am Dienstagmorgen auf Twitter mit.

In ukrainischen Medien und in sozialen Netzwerken wurden Videos geteilt, die dem Anschein nach bereits gestiegenen Wasserstände um die Stadt Cherson zeigten. Ausserdem wurden Aufnahmen geteilt, auf denen offenbar die ausströmenden massiven Wassermengen an der Staudammmauer in Kachowka zu sehen waren. Die Echtheit der Videos konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Die Ukraine beschuldigte im Ukraine-Krieg Russland schon letztes Jahr, den Kachowka-Staudamm sprengen zu wollen.

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