Ukraine-Krieg: Angst vor Staudamm-Sprengung wächst
Im Ukraine-Krieg befürchtet Kiew, dass Russland den Staudamm in der Region Cherson sprengen wird. Die Flutung würde einem Tsunami gleichen, so ein Experte.
Das Wichtigste in Kürze
- Kiew befürchtet, dass Russland den Staudamm Kachowka sprengen wird.
- Eine Sprengung hätte katastrophale Folgen für die Zivilbevölkerung.
- Gemäss einem Experten würde ein riesiger Tsunami entstehen.
Die Ukraine befürchtet, dass Russland den Staudamm des Wasserkraftwerkes Kachowka in der Region Cherson sprengen will. Gemäss Angaben aus Kiew haben russische Truppen den Damm vermint. Die flussabwärts gelegene Stadt Cherson würde mit 18 Millionen Kubikmetern Wasser überflutet werden.
In einer Rede hat Wolodymyr Selenskyj von einer «menschengemachten Katastrophe» gesprochen. Hunderttausende Menschen stünden am Fluss Dnipro in Gefahr. Wie das Nachrichtenportal «Nexta» berichtet, hat die Ukraine die Vereinten Nationen und die EU gebeten, Beobachter zum Staudamm zu entsenden.
Ukraine-Krieg: Tsunami bei Sprengung so gross wie zehnstöckiges Gebäude
Yuri Medovar, russischer Oppositioneller und Hydrogeologe, erklärte dem ukrainischen Portal «Obozrevatel» die möglichen Folgen im Ukraine-Krieg. Eine Sprengung mit der darauffolgenden Überschwemmung würde einem Tsunami gleichen. Gemäss Medovar würde die Welle so hoch werden «wie ein zehnstöckiges Gebäude».
Auch die annektierte Halbinsel Krim würde die Folgen spüren. Denn er Nordkrimkanal liefere Wasser aus dem Stausee. Eine weitere Problematik, die entstehen könnte: Bei einer Zerstörung würde dem Atomkraftwerk Saporischschja das Kühlwasser fehlen, welches aus dem Stausee stammt.
Ukrainische Truppen rücken näher an Cherson
Mit der möglichen Sprengung würden die Russen gemäss Kiew versuchen, den ukrainischen Vormarsch im Ukraine-Krieg zu stoppen. Das sich zwischen dem Staudamm befindende Ufer steht derzeit unter russischer Besatzung. Die Ukraine hat jedoch vorrücken können und befindet sich rund 30 bis 50 Kilometer vom Flusslauf des Dnepr entfernt. Das berichtet das «Redaktionsnetzwerk Deutschland».
In der vergangenen Woche hatten russische Behörden angekündigt, mit der «Evakuierung» von Zivilisten in andere annektierte Gebiete zu beginnen. Bis dato seien 15'000 Menschen ans linke Ufer des Dnipro gebracht worden. Das erklärte der Verwaltungsvertreter Kirill Stremussow. Die Ukraine spricht in diesem Zusammenhang von einer «Deportation» von Zivilisten nach Russland.
Währenddessen haben russische Behörden laut eigenen Angaben begonnen, Wasser aus dem Stausee abzulassen, wie der «Kyiv Independent» schreibt. Selenskyj hatte gewarnt, Russland wolle im Falle einer Sprengung die Ukraine beschuldigen.