Ukraine-Krieg: Russen ziehen sich aus Cherson zurück
Russland hat den Rückzug seiner Truppen aus dem annektierten Gebiet Cherson angekündigt. Laut Kiew gibt es derzeit aber noch «keine Anzeichen» dafür.
Das Wichtigste in Kürze
- Erst im September wurde Cherson von Russland annektiert.
- Nun zieht sich die russische Armee angeblich aus dem Gebiet zurück.
- Kiew zeigt sich skeptisch über die Ankündigung.
Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven ziehen sich Russlands Truppen aus einem strategisch wichtigen Teil des annektierten südlichen Gebiets Cherson zurück. Verteidigungsminister Sergej Schoigu ordnete am Mittwoch die Räumung des rechten Ufers des Flusses Dnipro an, wie im russischen Staatsfernsehen zu sehen war.
«Das Leben und die Gesundheit der Soldaten der Russischen Föderation waren immer eine Priorität», sagte Schoigu zur Begründung. Zuletzt kam es in dem Gebiet und umliegenden Ortschaften zu heftigem Beschuss.
Mit dem Rückzug verliert Russland im Süden die Kontrolle über die einzige ukrainische Gebietshauptstadt, die es seit Beginn des Angriffskriegs Ende Februar eroberte. Im September wurde das Gebiet nach einem Scheinreferendum von Russland annektiert, kein Land erkennt diesen Völkerrechtsbruch an.
Kiew sieht «keine Anzeichen» für Truppenabzug
Die Führung in Kiew hat skeptisch auf die Ankündigung aus Moskau über einen kompletten Truppenabzug vom rechten Ufer des Flusses Dnipro im südukrainischen Gebiet Cherson reagiert. «Die Ukraine sieht keine Anzeichen dafür, dass Russland Cherson ohne Kampf aufgibt», schrieb der Berater des Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, am Mittwoch beim Kurznachrichtendienst Twitter.
In der Gebietshauptstadt sei weiter eine erhebliche Zahl russischer Soldaten und es würden Reserven zusammengezogen. «Die Ukraine befreit Territorien, indem sie sich auf Aufklärungsdaten und nicht auf inszenierte TV-Ansagen verlässt», betonte Podoljak.