Ukraine Krieg: So kämpfte ein Vater um seine verschleppten Kinder
Ein Vater wird im Ukraine-Krieg von seinen Kindern getrennt. Stunden vor der Adoption kann er sie aus einem Kinderheim bei Moskau retten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kinder von Yevhen Mezhevoi werden im Ukraine-Krieg nach Moskau verschleppt.
- Im Kinderheim müssen sie sich entscheiden, ob sie in eine Pflegefamilie wollen.
- Der Vater schafft es gerade rechtzeitig, seine Kinder wiederzubekommen.
Tausende Kinder hat Kremlchef Wladimir Putin aus dem Ukraine-Krieg nach Russland verschleppen lassen. Darunter waren auch die drei Kinder von Yevhen Mezhevoi. Rund zweieinhalb Monate war die Familie getrennt, dann konnte der Vater seinen Nachwuchs retten. Gegenüber der «Aargauer Zeitung» erklärt er wie.
Yevhen Mezhevoi ist alleinerziehend, lebte in Mariupol und betrieb dort ein kleines Café. Er hoffte, dass der Ukraine-Krieg von kurzer Dauer sein werde und blieb in Mariupol. Anfang April vergangenen Jahres wurden er, seine Kinder und weitere Zivilisten evakuiert. Russische Soldaten seien im Luftschutzbunker aufgetaucht und hätten alle rausgebracht.
Bei einem Checkpoint wurde die Familie dann getrennt, denn Mezhevoi wies sich mit einem Militärausweis aus. Darauf stand zwar, dass er den Militärdienst vor langem abgeschlossen hatte. Dennoch wollte ihn die Militärpolizei genauer überprüfen. Sieben Wochen lang war er dann in Gefängnissen, wurde misshandelt und zum Arbeitsdienst gezwungen.
Seine Kinder wurden währenddessen mit anderen Personen in einem Kulturzentrum untergebracht. Doch weil sie ohne Angehörige waren, wurden sie bald schon in ein Spital verlegt. Dort blieben sie bis am 26. Mai, dem Tag, an dem ihr Vater wieder aus dem Gefängnis kam.
Zuerst ging es für die Kinder nach Donezk, am nächsten Tag um 5 Uhr morgens nach Rostow. Von dort wurden sie mit dem Flugzeug nach Moskau gebracht. Der Tag sei bewusst so gewählt worden, ist sich Mezhevoi sicher. Die Russen hätten nicht nach Angehörigen gefragt und gewusst, dass er dann aus der Haft komme.
Kinder wurden nach Moskau gebracht
Zu Fuss ging der Vater nach Donezk, wo er zwar seine Dokumente, nicht aber die Geburtsurkunden der Kinder erhielt. Nach einigem Hin und Her wurde ihm eine Telefonnummer gegeben. Dadurch kam er mit einem Kinderheim in der Nähe Moskaus, wo die Kinder waren, in Kontakt.
Er wähnte seinen Sohn und die beiden Töchter in Sicherheit und glaubte, sie bald wieder zurückzubekommen. Sein zwölfjähriger Sohn Matwej erhielt im Heim eine Sim-Karte und konnte so oft mit dem Vater telefonieren. Yevhen Mezhevoi suchte in der Zwischenzeit Arbeit und eine Wohnung für seine Familie.
Eines Tages tauchten zwei Frauen im Kinderheim auf. Sie informierten die Kids, dass sie sich zwischen einem anderen Heim und einer Pflegefamilie entscheiden müssten. Die beiden Frauen drängten auf eine rasche Entscheidung, Matwej rief aber trotzdem zuerst seinen Vater an.
«Auf keinen Fall zu einer Pflegefamilie», habe er ihm geraten, berichtet Mezhevoi. Denn es sei leichter, die Kinder aus einem Heim zu bekommen.
Rettung gelang in letzter Minute
Mezhevoi reiste dann mithilfe von Helfern im russischen Untergrund nach Moskau. Er nahm Kontakt zu den zuständigen Behörden auf und durfte schlussendlich seine Kinder wieder in die Arme schliessen. Anschliessend reisten sie nach Lettland, wo die Kinder in die Schule gehen und der Vater eine Ausbildung macht.
Die Rettung der Kinder gelang in letzter Minute. Denn andere Kinder wurden gleich nach der Abreise der Familie Mezhevoi in Pflegefamilien gebracht. Dies schrieb ein Junge aus dem Heim in einer Nachricht an Matwej. Der Junge selbst war da ebenfalls bereits in einer neuen Familie.