Ukraine Krieg: Soldaten im Osten fühlen sich im Stich gelassen

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Ukraine,

Der Ukraine-Krieg verlagerte sich zuletzt in den Osten des Landes. Nun beschweren sich dort im Einsatz stehende Soldaten über die Regierung in Kiew.

Ukraine Krieg
Ukrainische Soldaten nahe Lyman. (Archivbild) - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Die ukrainischen Truppen im Donbass befinden sich in einer schwierigen Lage.
  • Mitschuldig daran ist laut den Soldaten die Regierung um Selenskyj.
  • Man werde von Kiew nicht genügend unterstützt, monieren die Kämpfer.

Russland konzentriert sich im Ukraine-Krieg aktuell auf den Donbass. Die ukrainischen Truppen im Osten geraten entsprechend immer stärker unter Druck. Soldaten an der Front machen auch die Regierung in Kiew dafür verantwortlich. Das schreibt die «NZZ am Sonntag» in einem «Bericht von der Front».

Donbass
Ein ukrainischer Soldat im Ukraine-Krieg steigt auf einen Schützenpanzer im Donbass. (Archivbild) - dpa

So findet beispielsweise der in Bachmut stationierte Reservist Michail klare Worte, um die Situation im Osten der Ukraine zu beschreiben: «Wir stecken in der Scheisse. Anders kann ich es nicht ausdrücken.»

Der aktuelle Ukraine-Krieg sei ganz anders als derjenige ab 2014. Michail sagt gegenüber der Zeitung: «Damals reichte ein Gewehr, jetzt nicht mehr. Die Russen setzen Flugzeuge, Helikopter, Panzer, Mörser und Raketen gegen uns ein.» Gegen die Artillerie könne man als einfache Soldaten nicht viel machen, so Michail: «Wir sind nur Kanonenfutter.»

Soldat: Regierung versteht nicht, was im Ukraine-Krieg passiert

Für den bei Lyman kämpfenden Dima ist klar, die Truppen im Osten werden von der Kiewer Regierung im Stich gelassen: «Die verstehen nicht, was passiert, die haben das schon 2014 nicht verstanden.»

Unter anderem brauchen die Soldaten laut Dima mehr Ausrüstung, denn es würde genügend Leute geben, die kämpfen können. Er sagt der «NZZaS» mit Blick auf die andere Seite der Front: «Die Russen haben ein Vielfaches mehr.»

Spannungen zwischen dem mehrheitlich ukrainischsprachigen Westen und dem russischsprachigen Osten gibt es in der Ukraine immer wieder. Dima sagt, das Land sei nie wirklich vereint gewesen: «Wir wurden ausgegrenzt.»

Unter anderem würde man der russischsprachigen Bevölkerung die Schuld geben, dass der Kreml die Invasion gestartet hat, so Dima: «Sie sagen, wir haben die Russen gerufen. Und was ist mit Kiew, Tschernihiw, Cherson? Wer rief sie dort?»

100 Tote pro Tag im Osten der Ukraine

In eine ähnliche Richtung geht die Kritik des ebenfalls in Bachmut kämpfenden Soldaten Nikita. Die Mittel werden ungleich verteilt, sagt er im Gespräch mit der «NZZaS»: «Die schweren Waffen gehen nach Kiew und nach Charkiw.» In der Hauptstadt herrsche dadurch jetzt Frieden, führt Nikita aus: «Und wir werden einfach vergessen.»

Ukraine Krieg
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, während einer Pressekonferenz in Kiew. - keystone

Die Lage in der umstrittenen Region ist schwierig, wie auch Wolodymyr Selenskyj kürzlich klarmachte. Laut dem ukrainischen Präsidenten kommen im Osten derzeit bis zu 100 Menschen pro Tag ums Leben.

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