Ukraine-Krieg: Vergewaltigungsopfer dürfen in Polen nicht abtreiben
Im Ukraine-Krieg sind viele Frauen nach Polen geflüchtet. Dort finden sie Unterschlupf – aber kein Recht auf Abtreibung.
Das Wichtigste in Kürze
- Polen hat eines der strengsten Abtreibungsgesetze Europas.
- Geflüchtete Ukrainerinnen stellt dies vor ein Problem, wenn sie eine Abtreibung wünschen.
- Im Ukraine-Krieg wurden viele Frauen Opfer von Vergewaltigern.
Die Ukraine und Polen teilen sich eine Grenze, eine lange Geschichte und eine ähnliche Kultur. Viele Frauen und Kinder sind deshalb ins Nachbarland geflohen, als der Ukraine-Krieg ausbrach. Rund zwei Millionen Menschen aus der Ukraine hat Polen Schätzungen zufolge bisher aufgenommen.
Einige bemerken nun einen der grössten Unterschiede zwischen den beiden Ländern: Frauen, die eine Abtreibung wünschen. Die Beendigung einer Schwangerschaft ist in der Ukraine bis zur zwölften Woche kein Problem. Anders in Polen: Das Land kennt eines der strengsten Abtreibungsgesetze Europas.
Auch der Zugang zu Verhütungsmitteln ist extrem eingeschränkt. Laut dem europäischen Verhütungsmittel-Atlas der EU ist es nirgendwo schwieriger, an Pille, Kondome und Co zu kommen.
Vergewaltigungen als Waffe im Ukraine-Krieg
Selbst Vergewaltigungsopfer brauchen für eine Abtreibung die Erlaubnis eines Staatsanwaltes. Gemäss dem «Guardian» wurden in Polen zwischen 2010 und 2020 weniger als fünf Abtreibungen nach einer Vergewaltigung pro Jahr durchgeführt. Für von Russen im Ukraine-Krieg vergewaltigte Frauen eine erschreckende Tatsache.
Die britische Zeitung hat auch mit einer ukrainischen Frauenärztin gesprochen, die nach dem Kriegsausbruch nach Polen geflüchtet ist. Sie erzählt, wie schwierig es für Frauen ist, in Polen an Antworten zu Verhütung, Abtreibung und Schwangerschaft zu kommen. Einer Patientin hat sie geraten, weiter nach Tschechien zu reisen, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen.
Oxana Lytvynenko, eine in Polen lebende ukrainische Aktivistin, spricht mit den Neuankömmlingen an der Grenze. Einige Frauen hätten keine Ahnung, dass sie mit der Grenzüberquerung den Zugang zu Abtreibung und Verhütungsmitteln aufgeben.
Betroffene, die an der Grenze auf Lytvynenko treffen, haben Glück. Andere werden von Pro-Leben-Aktivisten abgefangen und mit einem Flyer dazu aufgefordert, jeden anzuzeigen, der ihnen eine Abtreibung anbietet.