Ukraine-Krieg: Wie gefährlich ist Selenskyj-Klitschko-Streit?
Im Ukraine-Krieg haben sich Klitschko und Selenskyj immer geeint gezeigt. Jetzt gab es ein erstes Aufflammen der alten Rivalität. Mit welchen Konsequenzen?
Das Wichtigste in Kürze
- Ukraine-Präsident Selenskyj hat in einer Rede Vitali Klitschko kritisiert.
- Im Ukraine-Krieg hatten sich die ehemals politischen Konkurrenten bisher geeint gezeigt.
- Die aktuellen Sticheleien zwischen Klitschko und Selenskyj dürften Russland freuen.
Seit dem Ukraine-Krieg gilt in der Ukraine ein stillschweigend vereinbarter Burgfrieden. Doch langsam beginnt der friedliche Schein zu bröckeln.
Ende letzte Woche kritisierte Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj öffentlich den Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko. Er erwarte mehr Qualitätsarbeit für die Bürger, sagte er im Hinblick auf die Strom- und Wasserprobleme. Brisant: Vor dem Krieg waren die beiden politische Konkurrenten.
Die Antwort folgte bald: Zusammenhalt sei aktuell sehr wichtig, konterte der ehemalige Profi-Boxer Klitschko.
Wieso flammt die alte Rivalität genau jetzt wieder auf? «Der Streit ist eine Ermüdungserscheinung», sagt Russland-Experte Ulrich Schmid gegenüber Nau.ch. Nach Kriegsausbruch hätten alle politischen Parteien «Burgfrieden eingehalten», jetzt gebe es aber «erste Haarrisse».
Ukraine-Krieg: Streit nicht grösstes Problem für die Moral
Doch: Wie gefährlich ist der aktuelle Zoff für die Ukraine?
Schmid mahnt, die Auseinandersetzung «solle nicht überbewertet werden». Denn dieser Streit sei nicht das grösste Problem für die Moral der Ukrainer. «Schlimmer sind die Unterbrüche bei der Versorgung mit Strom, Wärme, Wasser und Internet.»
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Gilt das in diesem Fall für Russland als lachender Dritte? Schmid: «Je geeinter die ukrainische Führung, desto stärker ist der Widerstand.» Heisst: Wenn sich Selenskyj und Klitschko streiten, kann dies die ukrainische Armee schwächen.