Ukraine-Krieg: Wollte Selenskyj russisches Gebiet angreifen?
Der Ukraine-Krieg dauert bereits über ein Jahr. Selenskyj konnte sich im Westen Freunde machen. Der Präsident kann aber auch anders.
Das Wichtigste in Kürze
- Geleakte Dokumente offenbaren eine neue Seite von Präsident Selenskyj.
- Er soll sich waghalsige Angriffe auf russisches Territorium überlegt haben.
- Im Gespräch weist der ukrainische Präsident die Vorwürfe zurück.
Wolodymyr Selenskyj pflegt intensive Beziehungen zum Westen. Der ukrainische Präsident steht regelmässig im Kontakt mit europäischen Landesoberhäuptern und dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden.
Das ist nötig für sein Land, um sich im Ukraine-Krieg gegen Russland wehren zu können. Mit seiner bodenständigen, herzlichen Art konnte er international an Sympathie gewinnen. Doch wie geleakte Geheimdokumente zeigen, hat Selenskyj noch eine andere Seite. Durch einen grösseren Leak des US-Geheimdienstes gelangten die Dokumente an die Öffentlichkeit.
Ukraine-Krieg: Geleakte Dokumente zeigen anderen Selenskyj
Wie der «Washington Post» berichtet, ist zu sehen, wie er Ambitionen seiner Untergebenen ausbremst. Andererseits schlägt er riskante Militäraktionen vor: zum Beispiel russisches Territorium anzugreifen. Konkret: «Nicht näher bezeichnete Einsatzorte in Rostow», auch mithilfe von Drohnen, zu bekämpfen. Das Dokument ist als «streng geheim» eingestuft.
Hintergrund dieser Vorschläge sei, «Kiew in den Gesprächen mit Moskau Einfluss zu verschaffen». So stehe es in dem Dokument.
Ein weiterer überraschender Plan ist darin beschrieben, wie die amerikanische Zeitung schreibt. Der ukrainische Geheimdienst soll geplant haben, mit kurdischer Hilfe russische Streitkräfte in Syrien anzugreifen. Die Planung dieser Operationen ist im Dezember eingestellt worden, von Selenskyj. Der Grund bleibt unklar.
Selenskyj denke darüber nach, die Druschba-Pipeline in die Luft zu sprengen. Diese versorgt Ungarn mit Öl und wurde von der Sowjetunion gebaut. Er habe «Wut gegenüber Ungarn zum Ausdruck gebracht», räumen Geheimdienstmitarbeitende ein. Viktor Orban gilt als der Kreml-freundlichste Präsident Europas.
Behauptungen des US-Geheimdiensts rund um den Ukraine-Krieg sind «Fantasien»
Im Gespräch mit dem Blatt weist Kiew die Behauptungen der US-Geheimdienste als «Fantasien» zurück. Er verteidigte aber das Recht seines Landes, zur Verteidigung unkonventionelle Taktiken anzuwenden. «Wenn so viele Menschen gestorben sind, es Massengräber gab und unser Volk gefoltert wurde, bin ich mir sicher, dass wir jeden Trick anwenden müssen», so Selenskyj.
Niemand in seinem Land habe Befehle für Offensiven oder Schläge auf russisches Territorium gegeben, stellte Selenskyj aber auch klar, auf die Frage, ob er es in Erwägung gezogen habe, gegen Russland Langstreckenraketen einzusetzen.
«Ich habe eine Menge Generäle, mit denen ich zusammenarbeite», sagte Selenskyj. «Und dies sind meine persönlichen Gespräche.»
In diesem Krieg gehe es um die Besetzung der Ukraine, fügte er hinzu. «Die Ukraine muss gewinnen.» Bei seinem Treffen in Berlin mit Kanzler Olaf Scholz am Sonntag trat Selenskyj den Befürchtungen erneut entgegen. Das russische Territorium werde nicht angegriffen, so der ukrainische Präsident.
«Wir haben dafür keine Zeit, keine Kräfte und keine überzähligen Waffen dafür.» Man habe sich gemäss internationalem Recht bei der Vorbereitung der Gegenoffensivaktionen ausschliesslich auf die Befreiung «unseres von der ganzen Welt anerkannten Territoriums» konzentriert