Umerziehung: Putin macht Ukraine-Kinder im Lager zu Russen-Kriegern
Im Zuge des Ukraine-Kriegs hat Russland Tausende ukrainische Kinder verschleppt. In Lagern sollen sie Russland gegenüber loyal werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Aus der Ukraine verschleppte Kinder werden von Russland auch militärisch geschult.
- In Lagern sollen sie eine «kriegerische Haltung gegenüber der Ukraine» entwickeln.
Im Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Russland Zehntausende Kinder verschleppt. Viele von ihnen sollen nun nach dem Willen von Wladimir Putin umerzogen werden.
In den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine hat bereits eine «patriotische Erziehung» begonnen. Dabei spielt auch die militärische Schulung eine Rolle, berichtet die deutsche «Bild»-Zeitung.
Loyalität gegenüber Russland entwickeln
Die Umerziehung findet in Militärlagern statt. Das ukrainische «Zentrum nationaler Verteidigung» spreche von festen Quoten für jede besetzte Region, wie viele Kinder nach Russland geschickt werden. Dies gelte für die Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja, Cherson und die Halbinsel Krim.
Die Kinder sollen ideologisch beeinflusst werden, um für den Dienst in der russischen Armee bereit zu sein.
Ein Beispiel dafür ist das Lager «Avangard» im russischen Wolgograd. Dort erhalten Jugendliche intensive Vorbereitung auf ihren zukünftigen Dienst.
Das Ziel: Ihre Loyalität zur russischen Regierung soll gestärkt werden. Russland will so die komplette Kontrolle über die besetzten Gebiete in der Ukraine erlangen.
Kinder lernen «kriegerische Haltung gegenüber der Ukraine»
Die deutsche Zeitung sprach mit Anastasia Stepula von der ukrainischen staatlichen Dienststelle für Kinderrechte.
Sie sagt: «Sie kamen zu den Familien, boten an oder zwangen sie, ihre Kinder in den Urlaub zu schicken. Danach brachten sie die Kinder entweder nicht zurück oder sie kehrten mit einer bestimmten ideologischen Prägung zurück.»
Bei den Kindern sollten «patriotische Ansichten über Russland und eine kriegerische Haltung gegenüber der Ukraine» entwickelt werden.
Das Programm befindet sich dem Bericht zufolge im Wachstum. In Starobelsk in der Region Luhansk sei etwa geplant, mindestens 500 weitere Kinder auf diese Weise zu indoktrinieren. Gemäss Stepula sind insgesamt 1,6 Millionen Kinder ab dem Alter von 12 Jahren gefährdet.
Laut der Expertin sind die Informationen über die Entführung und Umschulung von Kindern «konstant und systematisch». Russland nutze die Zivilbevölkerung aus und verletze alle internationalen Normen und Menschenrechte.
Bekannt ist, dass einige Kinder von Russland eine neue Identität erhalten und dann zur Adoption freigegeben werden.
Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat im März 2023 wegen der Kinder-Verschleppung einen Haftbefehl gegen Wladimir Putin erlassen. Gleiches tat er für dessen Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa.