UN-Helfer: Ukrainer werden dem Verhungern preisgegeben
Laut Angaben des Welternährungsprogramms seien zum Beispiel in Mariupol seit zwei Wochen keine Hilfskonvois mehr in die Stadt gelassen worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut UN-Angaben hat ein Drittel der Ukrainer Sorgen, nicht genügen Essen zu finden.
- Die Menschen in belagerten Städten müssten Zugang zu Hilfskonvois erhalten.
In der Ukraine drohen nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) Menschen zu verhungern. So seien keine Hilfskonvois mehr in die Stadt Mariupol gelassen worden, seit sie vor zwei Wochen von russischen Streitkräften umzingelt wurde, sagte WFP-Chef David Beasley am Freitag nach einem Besuch in der Ukraine. «Es ist die eine Sache, wenn die Menschen unter den Verwüstungen des Krieges leiden», sagte Beasley. «Es ist eine andere Sache, wenn sie dem Verhungern preisgegeben werden.»
Das WFP schätzt, dass ein Drittel der Menschen im Land insgesamt und 60 Prozent der intern Vertriebenen Sorge haben, nicht genügend Essen für ihre Familie zu finden. Beasley nannte Russland als kriegtreibende Partei nicht beim Namen. «Wir appellieren an alle, uns den Zugang zu verschaffen, den wir brauchen, um Menschen in belagerten Städten zu erreichen», sagte er. In Mariupol dürften noch 100'000 Menschen ausharren, und die letzten Vorräte an Nahrungsmitteln und Wasser seien bald aufgebraucht. Das WFP sei auch besorgt über die Lage in Städten im Osten des Landes.
Bislang 1,4 Millionen Menschen mit Lebensmitteln versorgt
Das WFP hat bislang etwa 1,4 Millionen Menschen in der Ukraine mit Lebensmitteln versorgt. Traumatisierte Menschen, deren Dörfer bis vor Kurzem noch umkämpft waren, erhielten in den Ruinen ihrer Häuser Kartons mit Nudeln, Reis, Dosenfleisch und Öl. Diesen Monat sollen 2,3 Millionen Menschen unterstützt werden.
Beasley reiste unter anderem in den Kiewer Vorort Butscha, wo nach dem Abzug der Russen Hunderte Leichen gefunden wurden. «Ich bin schockiert», sagte Beasley. «Der Horror des Krieges ist hier so deutlich, und mich schaudert es, wenn ich daran denke, was diese Menschen durchgemacht haben.»