UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk fordert Regierungen auf, gegen militärische Eskalationen und wachsende Ungleichheit vorzugehen.
Volker Türk
Volker Türk, der UN-Hochkommisar für Menschenrechte. (Archivbild) - keystone

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat Regierungen der Welt ins Gewissen geredet, sich aktiv gegen gefährliche Entwicklungen zu stemmen. So seien etwa immer neue militärische Eskalationen ebenso wenig hinzunehmen wie wachsende Ungleichheit.

Das sagte Türk in Genf zum Auftakt der dritten und letzten Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in diesem Jahr. Und es dürfe nicht sein, dass Regierungen Kritik mit Hinweis auf die nationale Souveränität abblocken, um Menschenrechtsverletzungen zu verschleiern.

Kein Schlafwandeln in schreckliche Zukunft

«Ich habe den Eindruck, dass wir uns an einer Weggabelung befinden», sagte Türk. «Wir können entweder unseren derzeitigen Weg fortsetzen – eine verräterische ‹neue Normalität› – und in eine dystopische Zukunft schlafwandeln. Oder wir können aufwachen und die Dinge zum Besseren wenden, für die Menschheit und den Planeten.»

Als dystopisch wird oft eine Welt mit Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Elend und Verzweiflung bezeichnet. Türk prangerte auch an, dass nach Jahrzehnten des Fortschritts in vielen Weltregionen Frauenrechte wieder untergraben werden. Er nannte Afghanistan als abschreckendstes Beispiel, wo Frauen völlig aus dem öffentlichen Leben verbannt werden sollen. «Aber überall werden Hass und subtile, manchmal auch nicht so subtile, Frauenfeindlichkeit online und offline fast schon normalisiert», sagte Türk.

Warnung vor «starken Männern» mit Glitzer

Türk wandte sich auch mit einem Aufruf an Wähler: «Seien Sie auf der Hut vor den schrillen Stimmen, den ‹starken Männern›, die uns Glitzer in die Augen werfen und Scheinlösungen anbieten, die die Realität verleugnen.» Wenn eine Gruppe als Sündenbock für die Missstände in der Gesellschaft auserkoren werde, könne es gut sein, dass die eigene Gruppe die nächste sein könnte.

Solidarität innerhalb der eigenen Gesellschaft und ein guter Zusammenhalt sei das Fundament internationaler Zusammenarbeit, sagte Türk. Diese ermögliche den Dialog etwa über die Ursache mit Misstrauen. «Wir müssen die ‹Wir gegen die›-Mentalität und das Fehlen von Nuancen überwinden. Die Welt ist viel zu komplex», meinte er.

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