Ursula von der Leyen: So tickt die mögliche Juncker-Nachfolgerin
Ursula von der Leyen könnte die Nachfolgerin von Jean-Claude Juncker werden. Ihre Wahl ist aber ungewiss. In ihrer Heimat Deutschland ist sie unbeliebt.
Das Wichtigste in Kürze
- Ursula von der Leyen ist als Nachfolgerin von Jean-Claude Juncker nominiert worden.
- Doch noch ist nicht sicher, ob das EU-Parlament die Deutsche auch wählt.
- In ihrer Heimat ist die Verteidigungsministerin nicht sehr populär.
Nach langem Hin und Her haben sich die Staats- und Regierungschefs der EU geeinigt. Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen soll Jean-Claude Juncker beerben und als erste Frau Kommissions-Präsidentin werden. Das letzte Wort liegt aber beim Europaparlament. Dieses wird voraussichtlich Mitte Juli darüber entscheiden.
Hallo Europa! Hello Europe! Salut l’Europe! 🇪🇺
— Ursula von der Leyen (@vonderleyen) July 3, 2019
Die EU ist für die 60-jährige CDU-Politikerin kein Neuland. Sie ist seit 2013 Verteidigungsministerin Deutschlands – als erste Frau überhaupt. Seit längerem setzt sie sich für eine engere militärische Zusammenarbeit innerhalb der EU ein.
Das kommt in Europa und vor allem in Frankreich gut an. Als Kommissions-Präsidentin könnte sie dieses Projekt noch stärker vorantreiben. Dementsprechend stark hat sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für ihre Kandidatur eingesetzt.
Noch ist mein neuer Schreibtisch als nominierte Kandidatin in Brüssel leer, aber das Telefon funktioniert auf jeden Fall 😉. Viele lebhafte Gespräche, viele spannende Fragen, viel Zuspruch. Danke an die @EU_Commission für die grossartige Unterstützung! pic.twitter.com/6fH6iTgCLm
— Ursula von der Leyen (@vonderleyen) July 5, 2019
In Brüssel geboren und zur Schule gegangen
Doch ihre Verbindung zu Brüssel reicht weiter zurück: Sie kam in der belgischen Hauptstadt zur Welt. Dort besuchte sie die Europäische Schule, zudem spricht sie fliessend Englisch und Französisch. Und die politische Bühne in Brüssel kennt sie bestens von den unzähligen Ministertreffen der EU und Nato. Auch deswegen wurde ihr Name immer wieder im Zusammenhang mit EU-Posten genannt.
Ihre politische Karriere beginnt die siebenfache Mutter und Ärztin erst spät, erlebt aber einen steilen Aufstieg. Seit 2005 gehört sie zur Bundesregierung: Zunächst übernimmt sie das Ressort Familie, dann Arbeit und schliesslich das Verteidigungsministerium. Dieses Amt führt Ursula von der Leyen mittlerweile länger aus, als die meisten ihrer Vorgänger.
In Deutschland ist Ursula von der Leyen unbeliebt
Sie gilt als ehrgeizig und scheut auch nicht vor schwierigen Aufgaben zurück. Doch in Deutschland ist sie alles andere als beliebt: Weder bei ihrer eigenen Partei (CDU) noch darüber hinaus. Passend dazu kam die einzige Enthaltung bei ihrer Nomination als Juncker-Nachfolgerin ausgerechnet aus Deutschland.
Doch ihr kommt zugute, dass sie in Angela Merkel eine enge Verbündete hat. Auf die Kanzlerin konnte sie sich bisher immer verlassen.
Aber es gibt auch immer wieder Skandale um ihre Person. Momentan läuft eine Untersuchung des Bundestages wegen Millionenzahlungen an externe Berater aus dem Verteidigungsministerium. Ursula von der Leyen ist als Zeugin vorgeladen.
Auch die explodierenden Kosten bei der Sanierung des Segelschulschiffs «Gorch Fock» sorgen für Negativ-Schlagzeilen. Zudem sorgte sie mit Kritik an der Bundeswehr für Unmut bei der Truppe.
Stimmt das Europaparlament ihrer Nomination zu?
Da würde ihr ein Wechsel nach Brüssel gerade recht kommen. Doch ihre Wahl ist alles andere als sicher, da sie keine sogenannte «Spitzenkandidatin» ist. Das Spitzenkandidaten-Modell wurde 2014 eingeführt und sieht vor, dass ein Spitzenkandidat vor den Wähler tritt. Und nicht jemand, den die Staats- und Regierungschefs hinter den Kulissen aushandeln.
Das EU-Parlament muss also Mitte Juli entscheiden, wie wichtig ihm dieses Modell wirklich ist. Beim Entscheid könnte es auch darum gehen, ob das Parlament selbst künftig noch ernst genommen wird.