Versorger Eon senkt Prognose

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Deutschland,

Die Energiebranche ist bislang recht stabil durch die Corona-Krise gekommen. Branchenführer Eon fürchtet keine nachhaltigen Folgen des gesunkenen Stromverbrauchs und will vom europäischen Wiederaufbauprogramm kräftig profitieren.

Branchenführer Eon fürchtet keine nachhaltigen Folgen des gesunkenen Stromverbrauchs. Foto: picture alliance / Ina Fassbender/dpa
Branchenführer Eon fürchtet keine nachhaltigen Folgen des gesunkenen Stromverbrauchs. Foto: picture alliance / Ina Fassbender/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch die Strombranche kommt nicht ohne Blessuren durch die Corona-Krise.

Deutschlands grösster Versorger Eon muss wegen des gesunkenen Stromverbrauchs seine Geschäftserwartungen etwas nach unten korrigieren.

In den Halbjahreszahlen sei aber «der grösste Teil der Pandemieauswirkungen für Eon bereits verarbeitet», sagte Vorstandschef Johannes Teyssen am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. Eon rechnet für 2020 mit coronabedingten Belastungen von 300 Millionen Euro. Davon werde aber die Hälfte in den nächsten Jahren über die Netzentgelte wieder in die Unternehmenskasse fliessen.

Nach Milliardenverlusten im klassischen Stromgeschäft hatte Teyssen den Energieriesen in den vergangenen Jahren kräftig durchgeschüttelt: Erst stiess er Kohle- und Gaskraftwerke ab, dann in einem überraschenden Deal mit dem alten Rivalen RWE die erneuerbaren Energien. Nach der Übernahme der RWE-Tochter Innogy konzentriert sich Eon jetzt ganz auf die Energienetze und den Stromverkauf, Geschäftsfelder mit stabilen Erträgen.

Die Früchte des Konzernumbaus fahre Eon jetzt ein. «Unser neues Geschäftsmodell hat seine Widerstandsfähigkeit in extrem rauen und stürmischen Zeiten klar unter Beweis gestellt», betonte Teyssen. Eon sei nicht nur in der Krise gut aufgestellt, sondern auch für die Zeit danach. Rund 160 Milliarden Euro aus dem Corona-Hilfsfonds der EU flössen in Länder, in denen man aktiv sei. Da ein Drittel dieser Investitionen für die Energiewirtschaft vorgesehen sei, biete das Programm «grosse zusätzliche Wachstumschancen für Eon».

Allein in Deutschland versorgt Eon über seine Verteilnetze 24 Millionen Menschen mit Energie. Prognosen von Marktexperten, die neue Eon könne nach der Innogy-Übernahme manchen Kommunen zu mächtig werden, hätten sich nicht bestätigt. Eon habe mit Ausnahme von drei kleineren Fällen keine Konzessionen für Strom- und Gasnetze verloren, sagte Teyssen. Im Zuge der Innogy-Übernahme will Eon 5000 Stellen abbauen, weitere 5000 sollen bei einer britischen Tochter gestrichen werden. Aktuell beschäftigt der Konzern rund 78.000 Mitarbeiter.

Noch muss Eon mit den Corona-Folgen kämpfen. Weil vor allem die Industrie wegen des wochenlangen Produktionsstillstands in vielen Fabriken weniger verbrauchte, musste Eon bereits beschafften Strom zu niedrigeren Preisen wieder an den Grosshandel verkaufen. Zudem legte der Konzern Geld für mögliche Zahlungsausfälle von Kunden beiseite. Unbezahlte Rechnungen in grösserem Umfang gebe es aber nicht.

Das Minus beim Stromverbrauch ist Eon zufolge inzwischen aber nicht mehr so stark, wie während der starken Einschränkungen der Produktion im April und Mai. Damals sei der Absatz in den meisten europäischen Ländern um etwa 10 Prozent eingebrochen. Im Schnitt liege er jetzt nur noch bei etwa 5 Prozent, in Deutschland aktuell bei 2 bis 3 Prozent. Teyssen erwartet, dass dieses Niveau in etwa bis zum Jahresende bleibt.

Den sinkenden Stromverbrauch hat auch der Kraftwerksbetreiber RWE zu spüren bekommen, der am Donnerstag seien Halbjahreszahlen veröffentlicht. Um etwa 12 Prozent ist die gesamte Erzeugung im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken, obwohl erstmals die von Eon übernommenen Windparks erfasst sind. Hauptgrund für den Rückgang: Die Braunkohlekraftwerke von RWE lieferten über 40 Prozent weniger Strom als im ersten Halbjahr 2019, wie aus vorab veröffentlichten Zahlen hervorgeht.

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