Viele Russen glauben, Bilder vom Ukraine Krieg seien Fake-News

Anna Baumert
Anna Baumert

Ukraine,

Ukrainer, die ihren russischen Verwandten vom Ukraine-Krieg erzählen, stossen oft auf taube Ohren. Der Einfluss von Russlands Propaganda spaltet Familien.

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Eine ukrainische Familie flieht vor dem Krieg. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Ukrainer haben in Russland lebende Verwandte.
  • Der Ukraine-Krieg hat in diesen Fällen ein hohes Potenzial für familiäre Konflikte.
  • Einige Russen vertrauen eher auf Putins Aussagen als auf die Berichte ihrer Verwandten.

Seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine gehen täglich neue Schreckensbilder um die Welt. Hierzulande sorgen die Bilder aus dem Kriegsgebiet für Entsetzen.

Doch: In Russland werden sie jedoch oftmals als Fake News abgetan.

Die verschiedenen Ansichten über den Ukraine-Krieg spalten Familien. Denn laut einer Studie hat rund die Hälfte aller Ukrainer russische Verwandte. Und einige von diesen schenken offenbar lieber Wladimir Putin Glauben als den Berichten ihrer Angehörigen vor Ort.

Russen glauben, Kriegsbilder seien gefälscht

Die Kluft zwischen den beiden Seiten geht so weit, dass manche ausschliessen, sich jemals wieder einander annähern zu können. Auch, wenn irgendwann wieder Frieden herrschen sollte. So ergeht es etwa dem 28-jährigen Artur Kolomiitsev, der in Charkiw festsitzt. Die Stadt ist immer wieder das Ziel von russischen Angriffen.

Doch ausser seinen Eltern glaubt ihm keiner der in Russland lebenden Verwandten, dass der Ukraine-Krieg echt ist. «Sie glauben, dass wir uns selbst bombardieren und dass unsere Regierung auf Drogen ist», erklärt er gegenüber dem «Guardian».

Ähnliches berichtet die in Grossbritannien lebende Russin Natasha: Ihre Mutter vertraue dem russischen Staatsfernsehen blind. Sie sei der Meinung, alle Bilder und Videos aus der Ukraine seien gefälscht. «Ich bin wirklich enttäuscht, dass sie dem Präsidenten glaubt und nicht mir», sagt Natasha.

«Meine Mutter versteht mich nicht»

Wie gross der Einfluss der russischen Medien auf die Bevölkerung ist, zeigt sich auch am Beispiel von Maria Kryvosheyeva: Ihr sei aufgefallen, dass ihre in der Ostukraine lebende Grossmutter zu Beginn des Kriegs «sehr gelassen» gewesen sei. Der Grund: Sie schaute nur russisches Fernsehen. «Sie sagte: ‹Mach dir keine Sorgen. Putin hat gesagt, alles ist okay›», berichtet Kryvosheyeva.

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Das russische Fernsehen beeinflusst, wie die Menschen über den Ukraine-Krieg denken. (Symbolbild) - Pexels

Erst, als die Russen begannen, Charkiw zu bombardieren, habe sie realisiert, dass sie der Propaganda aufgesessen war. «Meine Grossmutter begann zu weinen. Sie sagte: ‹Ich kann nicht glauben, dass ich all diese Jahre gebrainwashed worden bin.›»

Auch Alexander Serdyuk ärgert sich über seine russische Verwandtschaft. Vor zehn Jahren wanderte er in die Ukraine aus – jetzt hat er den Kontakt zu seiner Mutter abgebrochen. «Sie versteht mich nicht», erklärt er gegenüber der Zeitung. «Sie sagt, dass es nur Nazis sind, die sich gegenseitig umbringen, und dass wir für all das verantwortlich sind.»

Aussicht auf Versöhnung nach Ukraine-Krieg?

Bei einigen in Deutschland lebenden Russen sorgt der Ukraine-Krieg ebenfalls für angespannte Familienverhältnisse – wie im Fall von Ekaterina. Nach einem Streit über das Thema habe sie den Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen, sagt sie gegenüber «Deutschlandfunk Nova».

Die Entscheidung fiel ihr offenbar nicht leicht: «Einerseits ist es mein Vater, ich habe ihn lieb und ich vermisse ihn auch. Andererseits ist er auch eine Person, die einen Krieg unterstützt.»

Haben Sie an die Ukraine gespendet?

Doch das Verhältnis ist wohl nicht bei allen unwiederbringlich zerstört: Natasha Henova hofft, ihrer in Russland lebenden Cousine irgendwann verzeihen zu können. Die aus Charkiw Geflohene musste sich von den Verwandten anhören, dass die Ukrainer alle angelogen werden. Zudem vertritt die Cousine die Meinung, die ukrainischen Soldaten sollten sich ergeben.

«Vielleicht kann ich ihr, wenn alles vorbei ist, verzeihen und sie verstehen», sagt Henova gegenüber dem «Guardian». Dies jedoch vorausgesetzt, dass ihre Familie den Ukraine-Krieg überlebt.

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