Vier von fünf Deutschen sehen gesellschaftliche Spaltung
Der Meinungsstreit hat viele Gesichter: Das aktuelle gesellschaftliche Klima in Deutschland bereitet manchen Sorgen.
![Steinmeier](https://c.nau.ch/i/BJ9wwv/900/steinmeier.jpg)
Das Wichtigste in Kürze
- Vier von fünf Deutschen glauben, dass die Gesellschaft gespalten ist.
- 70 Prozent sind laut Umfrage der Meinung, dass Diskussionen nicht sachlich geführt werden.
- Auch über Rechtsextremismus äussern sich die Deutschen besorgt.
Vier von fünf deutschen Bundesbürgern nehmen aktuell eine Spaltung der Gesellschaft wahr. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Evangelische Kirche und der Diakonie.
Diskussionen über wichtige Themen seien in der Öffentlichkeit heute weniger sachlich und respektvoll geführt als früher. Davon sind sich 70 Prozent der Deutschen überzeugt.
Jeder Dritte (36 Prozent) hat demnach schon selbst erlebt, dass Diskussionen über polarisierende Themen unsachlich oder respektlos geführt wurden. Knapp ein Drittel der Bürger hat wegen unterschiedlicher Meinungen den Kontakt zu Menschen aus eigenem Umfeld reduziert oder abgebrochen.
Sorgenthemen: Hohe Preise und Rechtsextremismus
Von den 2000 erwachsenen Bundesbürgern, die Forsa befragt hat, äusserten sich 71 Prozent besorgt. Und zwar über aktuelle Entwicklungen im Hinblick auf Rechtsextremismus. Etwa genauso viele Menschen (70 Prozent) sehen Inflation als Sorgenthema. 57 Prozent der Befragten nannten hier Migration, 65 Prozent Islamismus und 46 Prozent Linksextremismus.
Die Meinungsforscher hatten den Teilnehmern die Frage vorgelegt: «Manchmal hört und liest man in den Medien die Aussage, unsere Gesellschaft sei gegenwärtig gespalten. Sehen Sie das auch so oder sind Sie nicht der Meinung, dass unsere Gesellschaft aktuell gespalten ist?»
82 Prozent der Befragten antworteten mit «sehe ich auch so», während 12 Prozent erklärten, sie seien nicht dieser Meinung. Die restlichen Teilnehmer machten hier keine Angabe oder antworteten mit «weiss nicht».
Wenn es um ihr mentales Wohlbefinden geht: Religiosität beziehungsweise Spiritualität spielt aktuell laut Umfrage für knapp ein Drittel der Bundesbürger (32 Prozent) eine Rolle.
Muslime haben wenig Vertrauen in deutsche Politiker
Ein Unsicherheitsfaktor für die in Deutschland lebenden Menschen mit Einwanderungsgeschichte ist das schwindende Vertrauen in Politiker.
Das gilt laut Erhebung des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (Dezim) insbesondere für Menschen, die sich als Muslime identifizieren. 23 Prozent von ihnen hatten bei einer Befragung 2022 angegeben, deutschen Politikerinnen und Politikern «überhaupt nicht» zu vertrauen.
Als ihnen 2024 die gleiche Frage vorgelegt wurde, vertraten 34 Prozent der befragten Muslime diese Auffassung. Zum Vergleich: Der Anteil derjenigen, die Politikern überhaupt nicht vertrauen, lag zuletzt bei 19 Prozent. Dies, in der Gruppe der Menschen, die sich selbst als «nicht rassistisch markiert» bezeichnen.