Klimawandel grosses Sicherheitsrisiko für Deutschland
Dürren, Überschwemmungen und Missernten im Globalen Süden sind auch eine Gefahr für Deutschland.
![Auf Fidschi erlebte Aussenministerin Baerbock die Folgen des Klimawandels persönlich. (Archivbild)](https://c.nau.ch/i/aJOlq9/900/auf-fidschi-erlebte-aussenministerin-baerbock-die-folgen-des-klimawandels-personlich-archivbild.jpg)
Der Klimawandel gehört einer interdisziplinären Studie zufolge zu den grössten Sicherheitsrisiken für Deutschland. Ein 77-seitiger Report, den Wissenschaftler und der Bundesnachrichtendienst (BND) im Auftrag des Auswärtigen Amtes verfasst haben, warnt unter anderem vor Ernteausfällen, Preisschocks und den Folgen klimaschonender Reformen. Was wiederum wirtschaftliche Einbussen, politische Instabilität sowie mehr Migration nach sich ziehen könnte.
BND-Präsident Bruno Kahl schreibt im Vorwort des Berichts, der Klimawandel gehöre neben Russland, China, Terrorismus und Cyberangriffen zu den «fünf grossen externen Bedrohungen für unser Land». Für Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die die Studie in Auftrag gegeben hatte, müsse Klima bei Sicherheitsfragen mitgedacht werden: «Jedes Zehntelgrad Erderwärmung weniger macht unser Leben sicherer.»
Klimafolgen führen zu Konflikten, Migration und Sicherheitsrisiken
Die «Nationale interdisziplinäre Klimarisiko-Einschätzung» (NiKE) verfasste der BND gemeinsam mit dem Metis Institut der Bundeswehr-Universität München, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und der Denkfabrik «adelphi research».
Darin heisst es etwa, dass grossflächige Ernteausfälle und daraus resultierende Preisschocks auf den internationalen Märkten zu wachsender Ressourcenknappheit führten. Weshalb immer mehr Menschen ihren angestammten Wohnort verlassen dürften. In den betroffenen Regionen drohe eine Zunahme bewaffneter Konflikte sowie vermehrter Zulauf zu militanten Gruppierungen, was mittelbar auch die Sicherheit Deutschlands und Europas bedrohe.
Angriffspunkt für Populisten – Schwächung der EU
Für Deutschland sagt der Bericht wegen der Kosten des Klimawandels negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum voraus. Gegenmassnahmen wie die CO2-Bepreisung riefen zudem «Verlustängste» bei der Bevölkerung hervor. Was wiederum «Angriffspunkte für Populismus, Rechts- und Linksextremismus» biete.
Noch stärker von den Klimafolgen dürften demnach die südeuropäischen Länder betroffen sein, was dort politische Instabilität hervorrufen und letztlich den Zusammenhalt der EU schwächen könne. Als Resultat des NiKE-Reports mahnt Baerbock verstärkte Anstrengungen zum Schutz des weltweiten Klimas an.
«Wer Klimaschutz schleifen lässt, bedroht die Existenzgrundlage von Menschen, ihren Wohlstand, unsere innere Stabilität.» Dies sagte die Ministerin der Deutschen Presse-Agentur. «Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, uns solchen Klimasicherheitsrisiken auszusetzen.»