Warten auf weitere Evakuierung aus Mariupol – Die Nacht im Überblick

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Die Ukraine hofft auf weitere Evakuierungen aus dem Mariupoler Stahlwerk. Russland hat im Ukraine-Krieg bereits über 2000 Raketen eingesetzt.

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Eine Rauchsäule steigt aus dem Stahlwerk Azovstal in der zerstörten Stadt Mariupol empor. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • UN-Guterres hofft, die letzten 200 Zivilisten aus Azovstal zu evakuieren.
  • Russland will das Stahlwerk laut Kiew bis am 9. Mai erobert haben.
  • Kiew hält eine russische Landungsoperation an der Küste vor Odessa für möglich.

In der schwer zerstörten ukrainischen Hafenstadt Mariupol könnten am Freitag weitere Zivilisten aus dem umkämpften Werk Azovstal evakuiert werden. Das teilten sowohl UN-Generalsekretär António Guterres als auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstagabend mit. Einzelheiten wurden nicht genannt.

«Es ist unsere Politik, nicht über die Details zu sprechen, bevor sie abgeschlossen ist, um einen möglichen Erfolg nicht zu untergraben», sagte Guterres. Nach ukrainischer Darstellung wurden bereits Busse in Richtung Mariupol in Marsch gesetzt.

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Die ukrainische Gegenoffensive hält an. (Symbolbild) - keystone

In dem Stahlwerk, der letzten Bastion der Verteidiger von Mariupol, warten nach ukrainischen Angaben noch rund 200 Zivilisten auf eine Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen. Bei zwei vorherigen Evakuierungen unter Vermittlung der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz wurden etwa 500 Menschen aus Mariupol und Umgebung auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet nach Saporischschja geholt.

Sanitäter aus Mariupol bittet Erdogan um Unterstützung

Ein Sanitäter aus dem Werk Azovstal bittet den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan um Unterstützung. «Beenden Sie diesen Alptraum», bat der Mann, der sich als muslimischer Krim-Tatare mit dem Namen Hassan zu erkennen gab, in einer am Donnerstagabend veröffentlichten Videobotschaft.

«Hier sterben Menschen, die einen durch Kugeln, die anderen vor Hunger, die Verwundeten aus Mangel an Medikamenten, unter schrecklichen Bedingungen.» Er bat den türkischen Staatschef um Vermittlung in dem Konflikt, um Überwachung der Evakuierung der Menschen aus dem Werk, auch von ukrainischen Militärs.

Kiew: Russen wollen Azovstal bis zum 9. Mai erobern

Russland will nach Einschätzung der ukrainischen Regierung das belagerte Stahlwerk bis Montag erobern. Präsident Selenskyjs Berater Olexij Arestowytsch sagte am Donnerstagabend, das Azovstal-Werk solle zum 77. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland am 9. Mai erobert werden. «Das schönste Geschenk an einen Herrscher ist der Kopf seines Gegners. Ich erkenne klar das Bestreben, Azovstal zu erobern und Putin zum 9. Mai den ‹Sieg› zu schenken», wurde er von der Agentur Unian zitiert.

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Rauch steigt aus dem Stahlwerk Azovstal in Mariupol hoch. - Keystone

«Sie wollen das unbedingt, aber mal sehen, ob ihnen das gelingt», sagte Arestowytsch. Die schweren Angriffe auf das Gelände des Stahlwerks liessen die Absichten des russischen Militärs klar erkennen. Zum Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs, der in Russland am 9. Mai gefeiert wird, ist in Moskau am Montag eine grosse Militärparade geplant. Für die Feier strebt Russland einen militärischen Erfolg in der Ukraine an.

Medien: Ukraine hat dank US-Informationen «Moskwa» versenkt

Geheimdienstinformationen der USA haben nach Medienberichten dem ukrainischen Militär dabei geholfen, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, den Raketenkreuzer «Moskwa» zu versenken. Die US-Regierung habe aber keine Kenntnis über die Pläne der Ukraine gehabt, berichteten mehrere US-Medien wie die «Washington Post» oder die «New York Times» am Donnerstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf nicht namentlich genannte Personen, die mit der Angelegenheit vertraut seien.

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Der russische Lenkwaffenkreuzer Moskwa fährt durch den Bosporus ins Mittelmeer (Archivbild). Mitte April wurde das Schiff versenkt. Foto: picture alliance / dpa - sda - Keystone/dpa/Can Merey

Die «New York Times» hatte zuvor schon berichtet, dass sich die ukrainische Armee bei ihrem Widerstand gegen Russland teilweise auf Informationen aus den USA beruft. Die ukrainische Armee nimmt etwa für sich in Anspruch, seit Beginn des russischen Angriffs zwölf russische Generäle durch gezielten Beschuss getötet zu haben. Pentagon-Sprecher John Kirby dementierte diesen Bericht.

Selenskyj bekräftigt Forderung nach Marshall-Plan für die Ukraine

Ungeachtet der massiven finanziellen Unterstützung des Westens für die Ukraine hält Präsident Selenskyj an seinen Gedanken über eine Art Marshall-Plan für sein Land nach dem Krieg fest.

Die internationale Geberkonferenz in Warschau, die wenige Stunden zuvor etwas über sechs Milliarden Euro Unterstützung für Kiew zusammengebracht hatte, sei «ein Element unseres Schutzes, ein Element des Schutzes für ganz Europa», sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Das Schicksal der Ukraine und Europas entscheide sich «nicht nur auf dem Schlachtfeld», sondern auch im wirtschaftlichen Bereich, beim Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg.

Selenskyj: Bisher über 2000 russische Raketenangriffe

Die russische Armee hat in ihrem Krieg gegen die Ukraine nach den Worten von Präsident Selenskyj bisher 2014 Raketen gegen diverse Ziele eingesetzt. Darüber hinaus seien seit Beginn der Invasion der russischen Armee in die Ukraine am 24. Februar bereits 2682 Luftangriffe registriert worden.

Ukrainer halten russische Landungsoperation bei Odessa für möglich

Das ukrainische Militär hält eine russische Landungsoperation an der Schwarzmeerküste in der Umgebung der Hafenstadt Odessa für möglich. Nach einer Mitteilung der regionalen Militärführung werde das Gebiet verstärkt von russischen Aufklärungsdrohnen überflogen, berichtete die Zeitung «Ukrajinska Prawda». Zudem sei die russische Marine vor dem von ukrainischer Seite kontrollierten Küstenabschnitt weiterhin stark präsent.

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Ein ukrainischer Soldat steht am Strand der südukrainischen Stadt Odessa. (Archivbild) - keystone

Was bringt der Tag

Die Reiselust deutscher Politiker in Richtung Kiew nimmt Fahrt auf. Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte am Donnerstagabend in Berlin an, dass Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Kürze die ukrainische Hauptstadt besuchen wird. Ein Termin wurde vom Auswärtigen Amt nicht genannt. Am Wochenende wird bereits Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) in der Ukraine erwartet.

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