Westen will Militärhilfen für Ukraine weiter verstärken

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Angesichts der verstärkten russischen Angriffe in der Ostukraine wollen die westlichen Verbündeten ihre militärischen und finanziellen Hilfen für Kiew nochmals verstärken.

Zerstörte Fahreuge in Irpin in der Ukraine
Zerstörte Fahreuge in Irpin in der Ukraine - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Dramatischer Hilfsappell der ukrainischen Truppen in Mariupol.

Dies wurde am Dienstag bei einer Videokonferenz von US-Präsident Joe Biden mit europäischen Partnern vereinbart, wie Teilnehmer mitteilten. Unterdessen spitzte sich die Lage in der Ostukraine weiter zu, vor allem in der heftig umkämpften Hafenstadt Mariupol.

Die dort noch ausharrenden ukrainischen Truppen schilderten am frühen Mittwochmorgen ihre Lage in dramatischen Worten. «Wir sehen hier vielleicht unseren letzten Tagen, wenn nicht Stunden entgegen», sagte der Marinekommandant Serhij Wolyna in einem Video im Onlinenetzwerk Facebook. «Der Feind ist uns in einem Verhältnis von 10:1 überlegen.»

Die ukrainischen Soldaten in Mariupol hatten sich in einem Stahlwerk verschanzt und leisteten von dort aus erbitterten Widerstand gegen die russischen Angreifer. Laut Regionalgouverneur Pawlo Kyrylenko hielten die Strassenkämpfe in der Stadt auch am Dienstag an.

Die russische Führung verkündete eine «neue Phase» des Militäreinsatzes im Nachbarland und forderte die ukrainischen Truppen zur Kapitulation auf. Nach Darstellung der Regierung in Kiew begann Russland mit seiner seit Wochen erwarteten Grossoffensive in der Ostukraine.

Bei den Beratungen der westlichen Partner wurde vereinbart, den wirtschaftlichen Druck auf Russland weiter zu steigern und die Ukraine stärker zu unterstützen. «Wir werden unsere Sanktionen gegen Russland weiter verschärfen und unsere finanzielle und Sicherheitshilfe für die Ukraine erhöhen», schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Onlinedienst Twitter.

Nach US-Angaben bekam die Ukraine inzwischen bereits Kampfjets geliefert. Die Ukraine verfüge jetzt über «mehr Kampfflugzeuge als vor zwei Wochen», sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. «Sie haben zusätzliche Flugzeuge und Flugzeugteile erhalten.» Kirby machte jedoch keine näheren Angaben zu deren Herkunft oder Bauart.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Nato zur Lieferung von Kampfflugzeugen aufgefordert. Im Raum stand die Übergabe von Kampfjets vom sowjetischen Typ MiG-29, an dem ukrainische Piloten ausgebildet sind. Mehrere osteuropäische Staaten haben MiG-29-Jets.

Die USA bereiten unterdessen laut Medienberichten ein weiteres militärisches Hilfspaket für die Ukraine im Volumen von 800 Millionen Dollar (741 Millionen Euro) vor. Laut NBC News werden zu den neuen Hilfslieferungen voraussichtlich Artillerie sowie zehntausende Granaten gehören.

Die ersten US-Lieferungen aus einem vorherigen militärischen Hilfspaket in Höhe von ebenfalls 800 Millionen Dollar waren am Sonntag an der ukrainischen Grenze eingetroffen, wie das US-Verteidigungsministerium mitteilte. Zu diesem Hilfspaket gehören Haubitzen, Hubschrauber und gepanzerte Personentransporter.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) teilte nach der Videokonferenz mit den Partnern mit, wenn osteuropäische Nato-Partner Waffen sowjetischer Bauart aus ihren alten Beständen an die Ukraine liefern und anschliessend für sich selbst «Ersatz beschaffen» wollten, werde Deutschland «hilfreich» sein. Forderungen nach der Lieferung von Panzern aus Bundeswehrbeständen an die Ukraine erteilte er allerdings eine Absage.

Das russische Verteidigungsministerium appellierte am Dienstag an die ukrainischen Streitkräfte, «unverzüglich» aufzugeben. Die russische Seite eröffnete nach eigenen Angaben einen Korridor, der es den ukrainischen Soldaten erlauben sollte, aus Mariupol zu entkommen. Am Dienstagabend bedauerte die russische Armee jedoch, dass «niemand» diese Fluchtroute genutzt habe.

Der ukrainische Kommandant Wolyna in Mariupol appellierte derweil «an alle Anführer der Welt, uns zu helfen». Sie sollten die ukrainischen Soldaten herausholen und in einen «Drittstaat» bringen. Die Anlage des Konzerns Asow-Stahl, in der sich die ukrainischen Soldaten verschanzt hatten, hat zahlreiche unterirdische Tunnel. Nach Angaben des Stadtrats hielten sich dort auch mehr als 1000 Zivilisten auf.

Die Einnahme der strategisch wichtigen Hafenstadt Mariupol würde es Russland ermöglichen, einen Korridor zu der 2014 annektierten Krim-Halbinsel herzustellen. Auch in anderen Teilen der Ostukraine kämpften die ukrainischen Truppen gegen den russischen Vormarsch an. Bei einem Gegenangriff auf die russischen Truppen nahe der Kleinstadt Marijnka seien diesen Verluste zugefügt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew mit.

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