WHO bittet um Corona-Impfdosen für arme Länder
Die WHO appelliert an reiche Länder, möglichst rasch Corona-Impfstoffdosen an ärmere Staaten zu spenden. Rund zehn Millionen Dosen seien erforderlich.
Das Wichtigste in Kürze
- Die WHO bittet reiche Länder darum, Corona-Impfstoffdosen an ärmere Länder zu spenden.
- In den nächsten Tagen sind laut WHO-Chef mehrere Millionen Dosen erforderlich.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat reiche Länder aufgerufen, so schnell wie möglich Impfstoffdosen für ärmere Staaten zu spenden. Innerhalb der nächsten Tage seien zehn Millionen Dosen erforderlich, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitagabend in Genf.
Dann könnten auch 20 Länder, die ansonsten bis Anfang April nicht beliefert würden, mit Impfungen starten. «Es gibt jede Menge Länder, die es sich ohne grossen Einfluss auf ihre eigenen Impfkampagnen leisten könnten, Impfdosen zu spenden.»
Das Projekt Covax, das vor allem ärmere Länder mit Impfstoffen versorgen soll, hat grosse Schwierigkeiten mit dem Nachschub.
Indien tritt bei Export von Impfstoff auf die Bremse
Ein Problem sind Exportkontrollen in Indien, wo ein erheblicher Anteil produziert wird. Wegen steigender Infektionszahlen will Indien mehr Impfstoff für die eigene Bevölkerung nutzen.
Covax wollte bis Mai eigentlich 237 Millionen Impfdosen an mehr als 100 Länder liefern. Fast die Hälfte davon sollte vom Serum-Institut in Indien kommen, das Astrazeneca-Impfstoff produziert. 90 Millionen Dosen, die zur Auslieferung im März und April vorgesehen waren, verzögern sich wegen der Kontrollen.
Tedros zeigte aber Verständnis. Indien brauche den Impfstoff selbst, sagte der WHO-Chef. Man hoffe auf eine Lösung, damit sowohl die dortige Bevölkerung als auch Menschen in anderen Ländern versorgt werden könnten.
Tedros kritisierte Länder und Staatengemeinschaften, die Impfstoff direkt bei Herstellern bestellt haben. «Impfnationalismus» habe den Markt verzerrt.
Die WHO zeigte sich zudem besorgt, dass kriminelle Banden die hohe Nachfrage ausnutzen könnten. Gesundheitsministerien mehrerer Länder hätten verdächtige Angebote erhalten, sagte Tedros.
Andernorts würden gelieferte Impfdosen abgezweigt und separat verkauft. Dabei sei unklar, ob Kühlketten eingehalten werden. Ausserdem würden leere Ampullen mit gefälschten Produkten wieder gefüllt. Tedros mahnte, nur Impfdosen von staatlichen Programmen zu beziehen.