Wieder Zusammenstösse bei Protesten gegen Corona-Massnahmen in Italien
In Italien sind neue Corona-Einschränkungen in Kraft getreten – die Regierung erwägt offenbar regionale Lockdowns. Nun ist es erneut zu Protesten gekommen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Rom haben Hunderte gegen neue Corona-Massnahmen protestiert.
- Bei den Kundgebungen ist es am Samstag zu Zusammenstössen mit der Polizei gekommen.
- Bereits am Freitag gab es bei Protesten in Florenz Gewalt.
In Italien ist es bei Protesten gegen die Corona-Massnahmen erneut zu Zusammenstössen mit der Polizei gekommen. In der Hauptstadt Rom versammelten sich am Samstagabend mehrere hundert Menschen auf dem zentralen Campo de' Fiori im Stadtzentrum.
Weil einige Demonstranten mit Flaschen und Feuerwerkskörpern warfen, löste die Polizei die Demonstration mit Schlagstöcken auf. Auch eine zweite Protestaktion in Rom endete mit Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Demonstranten werfen Molotow-Cocktails
Am Freitagabend war es bereits bei Protesten in Florenz zu Gewalt gekommen. Die Polizei versuchte rund 200 Menschen daran zu hindern, sich zu einer nicht genehmigten Demonstration auf der Piazza della Signoria im Zentrum der Renaissance-Stadt zu versammeln.
Einige Demonstranten warfen Molotow-Cocktails, Flaschen und Steine, stiessen Mülltonnen um und zerstörten Sicherheitskameras. 20 Menschen wurden festgenommen. Bürgermeister Dario Nardella sprach von einer «surrealen, schrecklichen und schmerzhaften Nacht».
Auch im etwa 80 Kilometer entfernten Bologna gingen am Freitagabend mehrere hundert Menschen, darunter Fussball-Hooligans, auf die Strasse. Einige zeigten dabei laut einem Bericht der Zeitung «La Repubblica» den faschistischen Gruss.
Immer wieder gewaltsame Proteste
In den vergangenen Tagen hatte es bereits in anderen italienischen Städten – darunter auch Mailand, Neapel und Turin – teils gewaltsame Proteste gegen die Corona-Beschränkungen gegeben.
Innenministerin Luciana Lamorgese machte am Samstag «gewaltbereite Randelemente» für die Ausschreitungen verantwortlich. «Leider gibt es gewaltbereite Randelemente, die versuchen auf die Strasse zu gehen, um die sozialen und wirtschaftlichen Probleme dieser schwierigen Zeit auszunutzen», sagte sie der Zeitung «Il Foglio». Unter den Demonstranten seien Vorbestrafte, Hooligans und Rechtsextreme, die «berechtigte Demonstrationen» für ihre Zwecke nutzen wollten.
Die italienischen Behörden hatten am Samstag 31.758 Neuinfektionen gemeldet - ein neuer Rekord. Am Sonntag traten neue landesweite Einschränkungen in Kraft. Alle Kinos, Theater, Sportstudios und Schwimmbäder mussten schliessen, Restaurants und Bars dürfen nur noch bis 18.00 Uhr öffnen. In der südlichen Region Kampanien bleiben bis Mitte November auch Schulen geschlossen.
Regierung erwägt regionale Lockdowns
Um die rasante Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, erwägt die Regierung von Ministerpräsident Giuseppe Conte Medienberichten zufolge inzwischen auch einen Lockdown in Grossstädten wie Mailand und Neapel.
Die Regierung könnte die neuen Einschränkungen den Berichten zufolge am Montag verkünden. Im Gespräch sind demnach auch Reisebeschränkungen zwischen den einzelnen Regionen und eine Einschränkung des Wirtschaftslebens in den «roten Zonen». «Wir treffen uns mit Experten und überlegen, ob wir wieder eingreifen», sagte Conte «Il Foglio».