Wiener Staatsoper: Philippe Jordan sieht keine Zukunft
Laut Philippe Jordan, der Musikchef der Wiener Staatsoper, droht dem klassischen Musiktheater den Untergang. Auf 2025 verlässt er die Staatsoper.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit September 2020 ist Philippe Jordan der Musikchef an der Wiener Staatsoper.
- Das klassische Musiktheater ist laut ihm kurz vor dem Untergang.
- Die Probleme sind nicht nur in Wien, sondern das Theater an sich sei problembehaftet.
Der Niedergang des klassischen Musiktheaters droht. Dies warnt jedenfalls der Musikdirektor der Wiener Staatsoper, Philippe Jordan: «Ich glaube, dass unser Theater, was die Regie betrifft, seit langer Zeit einen fatalen Irrweg eingeschlagen hat.» Der 47-jährige Schweizer Dirigent sagt dies dem österreichischen «Kurier».
«Das Publikum hat eine richtige Sehnsucht, einfach wieder einmal gutes Theater zu sehen. Und nicht nur irgendeine Fassung von Irgendjemandem über Irgendwas», so Jordan. Dies sei aber kein Wiener Phänomen, sondern allgemein ein Problem.
Sein Engagement an der Staatsoper wolle er nicht über das Vertragsende 2025 hinaus verlängern. Zudem wolle er sich künftig an kein anderes Haus mehr binden.
Keine Verlängerung an der Wiener Staatsoper
Jordan betonte, dass er ein Verfechter des zeitgemässen Musiktheaters sei. Modernes Theater müsse aber nicht notwendigerweise jedes Mal eine ästhetische Zumutung und handwerklicher Dilettantismus sein. Der derzeitige Weg führe langfristig «auf Dauer zu einem unvermeidlichen Scheitern». Er forderte Regisseure auf, sich intensiver mit der Musik der von ihnen inszenierten Werke auseinanderzusetzen.
Als positives Regie-Gegenbeispiel nannte Jordan etwa Barrie Kosky. Dessen Inszenierung von Wagners «Die Meistersinger von Nürnberg» leitete der Dirigent 2017 in Bayreuth. In der Staatsoper freue er sich auf Keith Warners neue «Meistersinger» im Dezember und auf Cyril Testes «Salome»-Premiere im Februar.