Wirbel um Seehofer-Äusserungen zur «Gamerszene»
Nach dem Terroranschlag in Halle äusserte sich Bundesinnenminister Horst Seehofer kritisch zu Computerspiel-Plattformen. Das sorgte für Aufruhr im Internet.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Attentat in Halle wies Horst Seehofer auf die Gefahren aus der Gamerszene hin.
- Die Äusserungen des Bundesinnenministers sorgen für Aufruhr in sozialen Medien.
Nach dem Terroranschlag von Halle hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) mit Äusserungen zu Computerspiel-Plattformen im Internet eine Kontroverse in sozialen Medien ausgelöst.
«Das Problem ist sehr hoch. Viele von den Tätern oder den potenziellen Tätern kommen aus der Gamerszene», sagte er der ARD. Die Sendung «Bericht aus Berlin» verbreitete einen entsprechenden Auszug aus einem Video-Interview mit dem Minister per Twitter.
Halle-Attentäter publizierte Ablaufplan
Der rechtsextremistische Attentäter von Halle hat vor der Tat einen Ablaufplan veröffentlicht, der nach Einschätzung vieler wie eine verschriftlichte Version eines Computerspiels wirkt.
Nach Einschätzung von Sicherheitsbehörden nutzen Extremisten unterschiedlicher Couleur auch Gaming-Plattformen. Da der Austausch oft ohne Moderation erfolgt, bieten sich einige dieser Foren für Kommunikation unterhalb des Radars der Behörden an.
«Manche nehmen sich Simulationen geradezu zum Vorbild», sagte Seehofer. «Man muss genau hinschauen, ob es noch ein Computerspiel ist, eine Simulation oder eine verdeckte Planung für einen Anschlag. Und deshalb müssen wir die Gamerszene stärker in den Blick nehmen.»
Spott und Kritik auf Twitter
Der Interview-Auszug löste auf Twitter Spott und Kritik aus. Nutzer schrieben, Seehofer lenke mit seiner Wortmeldung vom Problem des Rechtsextremismus ab und stelle Gamer unter Generalverdacht.
«Die Neunzigerjahre haben angerufen und wollen ihre Killerspiel-Debatte zurück. Ernsthaft: Digitaler Rechtsextremismus ist ein Riesenproblem», kommentierte der FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle. Vielmehr gehe es um die Kommunikation auf bestimmten Plattformen.
Die Neunzigerjahre haben angerufen und wollen ihre Killerspiel-Debatte zurück. Ernsthaft: Digitaler Rechtsextremismus ist ein riesen Problem. Das hat aber nichts mit der „Gamer-Szene“, sondern mit Kommunikation über Twitch, Steam, etc. und Koordination, etwa über Discord, zu tun. https://t.co/yh5MSxjvgn
— Konstantin Kuhle (@KonstantinKuhle) October 12, 2019
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Renate Künast mahnte zur Besonnenheit: «Wir sollten mal in Ruhe auf das Problem schauen. Und genau hin sehen. Und uns nicht über das Wort Gamerszene von Seehofer in die Irre leiten lassen. Um die geht es nämlich nicht.»