Während die ukrainische Armee im östlichen Gebiet Donezk weiter unter Druck bleibt, hat Präsident Selenskyj neue Waffenlieferungen durch Partner angedeutet.
Ein Bewohner geht über die Trümmer eines eingestürzten Wohnhauses nach einem russischen Luftangriff auf das Wohngebiet. Foto: Daniel Ceng Shou-Yi/ZUMA Press Wire/dpa
Ein Bewohner geht über die Trümmer eines eingestürzten Wohnhauses nach einem russischen Luftangriff auf das Wohngebiet. Foto: Daniel Ceng Shou-Yi/ZUMA Press Wire/dpa - sda - Keystone/ZUMA Press Wire/Daniel Ceng Shou-Yi

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Ukraine bleibt die Armee im östlichen Gebiet Donezk weiter stark unter Druck.
  • Angespannt bleibt die Lage auch um das Atomkraftwerk Saporischschja.
  • Hier gibt es die neuesten Informationen aus der Nacht in der Zusammenfassung.
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Landesweit gab es in der Ukraine am Abend Luftalarm, aus mehreren Regionen wurden Explosionen gemeldet. Angespannt bleibt die Lage auch um das Atomkraftwerk Saporischschja. Am Sonntag wurde es erneut beschossen. Kiew und Moskau beschuldigten sich gegenseitig dafür.

Halten Sie den Einsatz von Atomwaffen im Ukraine-Krieg für wahrscheinlich?

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International versucht nach einem umstrittenen Bericht über die Kriegsführung der ukrainischen Armee, sich von der russischen Propaganda zu distanzieren.

Derweil suchen internationale Stars nach ihrer politischen Position. Das ist die Nacht im Überblick:

Selenskyj kündigt «gute Nachrichten» an

Selenskyj deutete an, dass weitere Waffen an die Ukraine geliefert werden könnten. «Nächste Woche erwarten wir Neuigkeiten von Partnern bezüglich der Hilfspakete. Gute Nachrichten!», sagte Selenskyj am Sonntag in seiner Videoansprache. Schlüssel der erfolgreichen Verteidigung seien nach wie vor Waffenlieferungen aus dem Westen.

Ukraine Krieg Kernkraftwerk
Selenskyj bei einem Truppenbesuch in Saporischschja während des Ukraine-Kriegs. - UKRAINIAN PRESIDENTIAL PRESS SERVICE/AFP

Nach Angaben Selenskyjs verlaufen die härtesten Kämpfe im Donbass. Die Lage dort bleibe schwierig. Die Verteidigung von Orten wie «Awdijiwka, Pisky, Marjinka und Bachmut erfordern unsere Hauptanstrengung und leider viele Leben», sagte er. Zudem erneuerte er seine Vorwürfe an Russland, das AKW Saporischschja im Süden der Ukraine beschossen zu haben.

Eskalation um AKW Saporischschja droht

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage warfen sich Moskau und Kiew gegenseitig den Beschuss der Anlage vor. Die ukrainische Armee habe in der Nacht zum Sonntag eine Rakete auf das AKW-Gelände abgefeuert, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die Besatzungsverwaltung der Stadt Enerhodar, in der das Kraftwerk liegt.

Die ukrainische Atombehörde Enerhoatom hingegen beschuldigte die Russen, das unter ihrer Kontrolle stehende Gelände selbst beschossen zu haben. Die Angaben beider Seiten liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die Internationale Atombehörde fordert von beiden Seiten, unabhängigen Atomexperten den ungehinderten Zugang zu der Anlage zu ermöglichen.

Erster Frachter kommt in ukrainischem Hafen an

Nach dem Ende der russischen Seeblockade hat erstmals wieder ein Frachtschiff in einem ukrainischen Hafen angelegt. «Der Schüttgutfrachter Fulmar S ist im Hafen Tschornomorsk angekommen und bereit zum Beladen», teilte das ukrainische Infrastrukturministerium auf seinem Telegram-Kanal mit. Die in den letzten Tagen aus den ukrainischen Häfen ausgelaufenen Schiffe hingen dort bereits seit Kriegsbeginn fest. Die Wiederaufnahme des Schiffsverkehrs und der damit verbundenen Getreidelieferungen aus der Ukraine sind wichtig für die Stabilisierung der Lebensmittelpreise weltweit.

Getreidelager in der Region Odessa
Getreidelager in der Region Odessa - AFP/Archiv

Bisher sind aus den ukrainischen Häfen seit Anfang August schon acht Schiffe mit Getreide ausgelaufen. Sie gehörten zu den Dutzenden Frachtern, die dort seit Kriegsbeginn im Februar wegen der russischen Seeblockade und der Verminung der eigenen Häfen durch das ukrainische Militär stecken geblieben waren. Mit dem Einlaufen der Fulmar S habe der Getreidekorridor nun einen «Ein- und Ausgang», erklärte Infrastrukturminister Olexander Kubrakow.

Amnesty bedauert «Schmerz» in Kiew nach umstrittenen Bericht

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verteidigte ihren umstrittenen Bericht zur Kriegsführung der ukrainischen Armee und erklärte zugleich ihr Bedauern über dessen Auswirkungen. «Amnesty International bedauert tief den Schmerz und Ärger, den unsere Pressemeldung über die Kampftaktiken des ukrainische Militärs ausgelöst hat», heisst es in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Statement der Organisation. Amnesty hält dabei an den wichtigsten Erkenntnissen des Berichts fest.

In dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht hatte Amnesty der ukrainischen Armee vorgeworfen, sich in Wohnvierteln zu verschanzen und damit Zivilisten unnötig in Gefahr zu bringen. «Obwohl wir voll zu unseren Erkenntnissen stehen, bedauern wir den entstandenen Schmerz und wollen ein paar entscheidende Punkte klar stellen», teilte Amnesty nach der daraufhin einsetzenden Kritik nun mit. So habe die Organisation an 19 verschiedenen Orten ukrainische Verstösse gegen das Kriegsrecht festgestellt. Dies rechtfertige aber nicht die russischen Kriegsverbrechen. Amnesty habe diese Verbrechen in den vergangenen Monaten mehrfach thematisiert.

Roger Waters versus Jessica Chastain

Derweil sorgte der britische Musiker Roger Waters, Ex-Frontman von Pink Floyd, mit Äusserungen zum russischen Angriffskrieg für Empörung in Kiew und für Beifall in Moskau - und rief ansonsten Irritationen hervor. Hatte er zu Kriegsbeginn den russischen Angriff noch als Akt eines Gangsters bezeichnet, schob er nun die Schuld auf US-Präsident Joe Biden, was Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew freute. «Es gibt noch adäquate Leute im Westen. Pink Floyd forever», schrieb dieser auf seiner Seite im sozialen Netzwerk vkontakte.

pink floyd
Roger Waters hat mit Äusserungen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine für Empörung in Kiew und für Beifall in Moskau gesorgt. - Victoria Jones/PA Wire/dpa

Oscar-Preisträgerin Jessica Chastain blieb ihrer proukrainischen Haltung treu. In Kiew besuchte sie ein Kinderkrankenhaus und später die Kiewer Vorstadt Irpin, die durch russische Kriegsverbrechen bekannt wurde. Am Abend wurde sie wie andere Hollywood-Grössen zuvor von Präsident Selenskyj empfangen.

Das wird am Montag wichtig

Im Gebiet Donezk verteidigt die ukrainische Armee weiter den letzten grossen Ballungsraum, der im Donbass noch unter ihrer Kontrolle steht. Insbesondere die strategisch wichtige Kleinstadt Bachmut steht stark unter Druck russischer Angriffe.

In den USA wird derweil Medienberichten zufolge ein neues Hilfspaket für die Ukraine geschnürt. Erwartet wird, dass Joe Biden heute weitere Waffenlieferungen im Wert von einer Milliarde Dollar ankündigt.

Libanon wartet hingegen weiter auf das erste mit ukrainischem Getreide beladene Schiff. Der Frachter «Razoni» war am vergangenen Montag aus dem ukrainischen Schwarzmeerhafen von Odessa ausgelaufen.

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