Ukraine-Krieg: Amnesty-Bericht spielt Putin voll in die Karten
Das Wichtigste in Kürze
- Die Ukraine verstösst laut Amnesty im Krieg gegen das Völkerrecht.
- Der Bericht wird von den Russen bereits für Propaganda gebraucht.
- Ein Experte hält den Bericht für «problematisch».
Paukenschlag im Ukraine-Krieg: Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert in einem neuen Bericht die Kiewer Regierung für ihre Kriegsführung. Sehr zur Freude von Russland.
Konkret wirft die Organisation der Ukraine um Wolodymyr Selenskyj Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht vor. Dies, weil Kiew beispielsweise Militärstandorte direkt neben Schulen und Krankenhäusern betreibt. Auch Angriffe werden demnach von zivilen Gebieten aus geführt.
Es sind Vorwürfe, die Moskau seit Februar immer wieder äussert. Entsprechend ist der Bericht ein gefundenes Fressen für Präsident Wladimir Putin und seine Mitstreiter. Russland-Experte Ulrich Schmid von der Universität St.Gallen sagt: «Der Bericht spielt Russland in die Hände.»
Russische Botschaft sieht sich im Ukraine-Krieg bestätigt
Der Kreml versucht nämlich bereits, die Gunst der Stunde zu nutzen. Schmid führt aus: «Die russische Botschaft in London hat begonnen, politisches Kapital aus dem Bericht zu schlagen.»
Glauben Sie an ein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs?
So teilt die Behörde auf Twitter einen Screenshot aus dem Amnesty-Bericht. Dazu schreibt sie: «Amnesty bestätigt, dass die ukrainische Taktik das internationale Völkerrecht verletzt und Zivilisten gefährdet.»
Die Vorwürfe an die Ukraine sind laut der Botschaft «exakt das, was Russland die ganze Zeit schon gesagt hat».
Kiew weist Vorwürfe vehement zurück
In der Ukraine kommt der Bericht naturgemäss weniger gut an. So wirft Präsident Selenskyj den Menschenrechtlern vor, die Opfer- und Täterrolle zu vertauschen. Ob Kiew nun die Taktik ändert, sei schwierig zu beurteilen, sagt Schmid. Denn: «Die ukrainische Regierung hat den Bericht zurückgewiesen.»
Doch nicht nur aus Kiew, auch von zahlreichen anderen Akteuren im Westen erntet Amnesty Kritik. Experte Schmid versteht das Verhalten der Organisation ebenfalls nicht ganz: «Es ist problematisch, in der aktuellen Kriegssituation aufgrund von lückenhafter Information einen solchen Bericht zu publizieren.»
Bereits vor der Eskalation im Ukraine-Krieg habe sich Amnesty schon «unklug» verhalten, so Schmid. Konkret im Fall des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny.