Zwei Länder für neues VW-Werk im Ausland in engerer Auswahl

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Deutschland,

Milliarden könnten fliessen, Tausende Menschen Arbeit finden: Seit Volkswagen angekündigt hat, ein neues Werk in Osteuropa zu planen, ist eine Reihe von Ländern immer wieder im Gespräch. Zwei davon können sich jetzt Hoffnungen machen.

Fertigungshalle im VW-Werk Salzgitter. Bulgarien und die Türkei stehen bei der Suche nach einem neuen Standort zur Wahl. Foto: Holger Hollemann
Fertigungshalle im VW-Werk Salzgitter. Bulgarien und die Türkei stehen bei der Suche nach einem neuen Standort zur Wahl. Foto: Holger Hollemann - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Suche von Volkswagen nach einem Standort für ein neues Werk im Ausland ist auf der Zielgeraden.

In der engeren Auswahl sind nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur das EU-Land Bulgarien und die Türkei.

Eine Entscheidung ist demnach noch nicht gefallen - das Thema dürfte aber auch den Aufsichtsrat auf seiner Sitzung nach Ostern beschäftigten. Das Rennen sei offen, hiess es aus gut informierten Kreisen. In beiden Ländern sind die Personalkosten weitaus niedriger als in Deutschland. Es geht um eine Milliardeninvestition. Der Konzern äusserte sich nicht dazu.

Zuvor hatten die VW-Pläne bereits den Betriebsrat auf den Plan gerufen: Die Arbeitnehmerseite sorgt sich um die Auslastung bestehender Fabriken und rief dazu auf, statt neu zu investieren lieber einen der bisherigen Standorte umzunutzen. Dies könnte eines der Motorenwerke in Salzgitter, im polnischen Polkowice (Polkwitz) oder im ungarischen Györ sein. Nach bisherigen Informationen soll die Entscheidung über ein neues Werk erst in der nächsten Planungsrunde des Aufsichtsrats im November endgültig getroffen werden.

Vor allem die Bulgaren machen sich Hoffnungen: Am Tag vor dem Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Sofia Anfang April nahm eine Volkswagen-Besuchergruppe nach dpa-Informationen einen deutschsprachigen Kindergarten in der Hauptstadt unter die Lupe. Auch das gehört zu den Standortbedingungen, die Volkswagen vor einer Entscheidung prüft - der Autokonzern will bei der Auswahl des künftigen Standorts nichts dem Zufall überlassen.

Angesichts hoher Investitionen in die Elektromobilität stehen die Motorenwerke des Autoriesen besonders unter Druck. E-Motoren erfordern nach früheren Angaben von VW-Konzernchef Herbert Diess 30 Prozent weniger Arbeit. Das dürfte sich auf die Beschäftigtenzahl auswirken, allerdings hatte Volkswagen betont, sich an der demografischen Kurve orientieren und auf Altersteilzeit setzen zu wollen. Unlängst allerdings war bekannt geworden, dass bis zu 7000 Stellen etwa wegen der Automatisierung in der Verwaltung zusätzlich gestrichen werden könnten.

Der Autobauer hatte Mitte November angekündigt, seine Investitionen in Elektromobilität, autonomes Fahren und Digitalisierung in den kommenden fünf Jahren auf knapp 44 Milliarden Euro aufzustocken. Davon seien 30 Milliarden Euro für die Elektromobilität bestimmt, sagte Diess damals. Er kündigte auch an, die Produktion des Skoda Karoq und des Seat Ateca solle in ein neues, zusätzliches Mehrmarkenwerk verlagert werden, ein Standort in Osteuropa werde gesucht. Gleichzeitig soll die Passat-Produktion aus Emden zu Skoda Tschechien verlagert werden, während in den VW-Werken Zwickau, Hannover und eben auch Emden künftig E-Autos gebaut werden.

Das neue Werk soll auch für Entlastung bei Skoda sorgen: Schon im vergangenen Jahr hatte der Vorstandschef der VW-Tochter, Bernard Maier, gesagt, in Europa seien die Kapazitäten der Skoda-Werke vollständig ausgelastet. Eine mögliche Lösung könne unter anderem der Bau einer neuen Fabrik sein. Der Volkswagen-Betriebsrat verlangte seinerzeit, die Kosten einer möglichen Neuinvestition in Osteuropa sollten mit denen für mögliche Auslastungsprobleme bei den Motorenwerken verglichen werden. Im Motorenwerk Salzgitter entsteht derzeit eine Pilotanlage zur Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos.

Nach einem Bericht der «Automobilwoche» macht die Türkei Druck auf den Autobauer: «Die türkische Öffentlichkeit erwartet, dass VW das Land nicht nur als Absatzmarkt sieht, sondern auch selbst hier produziert», sagte Alper Kanca, Chef des türkischen Zulieferverbands Taysad, dem Branchenblatt. VW habe im vergangenen Jahr in der Türkei mit allen Marken rund 120.000 Autos verkauft. «Es sollte ein positives Signal gesetzt werden», sagte er mit Blick auf die angespannten Beziehungen beider Länder. «Dafür wäre eine neue Investition in der Türkei durchaus ein gutes Mittel.»

Die Türkei rechnet sich dem Bericht zufolge beste Chancen aus, auch angesichts der verfügbaren Facharbeiter und der Zuliefererstruktur. Darüber hinaus hatten sich VW und Ford Mitte Januar auf die gemeinsame Entwicklung von Transportern und Pick-ups verständigt. Dem Vernehmen nach könnten die Transporter-Varianten des «Bullis» bei Ford in der Türkei gebaut werden.

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