In Italien wachsen die Zweifel an den offiziellen Zahlen zur Ausbreitung des neuartigen Coronavirus.
Krankenhaus-Zelt in Brescia
Krankenhaus-Zelt in Brescia - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Politiker aus Norditalien halten offizielle Zahlen für viel zu niedrig.
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In Norditalien melden sich immer mehr Politiker und Behördenvertreter zu Wort, die die offiziellen Infektions- und Todeszahlen für viel zu niedrig halten. So wurden in Nembro bei Bergamo offiziell bislang nur 31 Todesfälle gemeldet, wie Bürgermeister Claudio Cancelli und der Behördenmitarbeiter Luca Foresti am Donnerstag in der Zeitung «Corriere della Sera» schrieben.

«Etwas an dieser Zahl hat uns nicht überzeugt und deshalb haben wir uns die Statistiken zu den durchschnittlichen Sterbefällen in der Gemeinde aus den Vorjahren in der Zeit von Januar bis März angeschaut», schrieben die beiden Männer. «Die Zahl der Sterbefälle müsste unter normalen Umständen bei ungefähr 35 liegen. In diesem Jahr haben wir aber 158 (Sterbefälle) verzeichnet, also 123 mehr als im Durchschnitt.» Die Zahl 31 könne also nicht stimmen.

Nach Angaben der beiden Männer gibt es ähnliche Auffälligkeiten in anderen Orten der Region, vor allem in Cernusco sul Naviglio. Dort gab es demnach sechs Mal mehr Tote als in der offiziellen Coronavirus-Statistik auftauchen.

Am Mittwoch hatte auch schon der Bürgermeister der stark betroffenen Stadt Brescia Alarm geschlagen, dass die Zahl der Infektions- und Todesfälle viel höher sei als offiziell angegeben. Viele Kranke seien bei sich zu Hause «und wir wissen nicht, wie es ihnen geht», erklärte Emilio Del Bono.

Italien hat offiziell mehr als 7500 Tote und fast 75.000 nachgewiesene Infektion gemeldet und ist damit das am schwersten von der Pandemie betroffene Land Europas. In die offiziellen Statistiken fliessen aber nur Todesfälle in Krankenhäusern und Altenheimen ein. Der bekannt italienische Virologe Roberto Burioni hält auch die Zahl der Infizierten für falsch, weil Erkrankte ohne Symptome nicht mitgezählt werden.

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