Netflix-Serie «Safe»: Wo ist Jenny?
Das Wichtigste in Kürze
- «Safe» ist eine Ein-Staffel-Serie. Eine amerikanisch-französische Ko-Produktion für Netflix.
- Ein Vater sucht auf eigene Faust nach seiner verschwundenen Tochter und wirbelt Jahrzehnte alten Staub auf.
- Harlan Coben spielt mit Perspektiven und legt Folge für Folge Geheimnisse frei – und wirft genauso viele Fragen auf.
Die Geschichte
Ein Dorf in England. Die Schule brennt, acht Kinder sterben. Jemand hat das Feuer gelegt. Wer? Das bleibt auch Jahrzehnte nach der Feuersbrunst ein Rätsel. Um das namenlose Böse künftig fern zu halten, legen die Nachbarn zusammen und bauen einen Zaun. Geschützt von Metall und überwacht von Kameras fühlen sie sich endlich sicher.
Die Jahre vergehen, Kinder werden selber Eltern. Die Gated Community prosperiert. Dann erst setzt die aktuelle Handlung der neuen französisch-amerikanischen Netflix-Produktion «Safe» ein.
Chirurg Tom Delaney (Michael C. Hall) ist ein Zugezogener. Er kennt die Vergangenheit der Nachbarschaft nicht. Er hat gerade auch andere Probleme: Vor zwei Jahren starb seine Frau an Krebs. Seither versucht Tom, Zugang und Nähe zu seinen halbwüchsigen Töchtern zu finden. Besonders Teenager Jenny (Amy James-Kelly) macht es ihm alles andere als leicht.
Dass Tom ein Techtelmechtel mit der ehemals besten Freundin seiner verstorbenen Gattin, der Kommissarin Sophie Mason (Amanda Abbington) angefangen hat, macht ihn bei den Töchtern nicht gerade populärer. Und dass er Jennys älteren Freund Chris (Freddie Thorp) mit Argusaugen beobachtet, garantiert ihm noch ein Stück mehr von Jennys grosszügiger Verachtung.
Und dann sind Jenny und Chris plötzlich weg. Die Mobiltelefone sind aus, von den jungen Liebenden fehlt jede Spur. «Abwarten», meint die Polizei. Aber das kann Tom nicht. Zusammen mit seinem besten Freund aus der Armee macht er sich auf die Suche nach seiner Tochter. Doch statt Jenny, findet er Antworten auf Fragen, die er nicht im Traum gestellt hätte. Und dann taucht Chris plötzlich wieder auf – tot.
Das Fazit
Wissen Sie, was eine Rubbelkarte ist? Am Anfang ist eine blanke Oberfläche. Dann beginnt man ein kleines Stück der obersten Schicht wegzukratzen. Darunter erscheint ein Bild. Je mehr man kratzt, desto mehr wird sichtbar – was aber nicht heisst, dass man das Bild jetzt besser erkennt. Im Gegenteil, je mehr man freirubbelt, umso mehr lose Enden werden sichtbar und umso mehr muss gekratzt werden, bis schliesslich das gesamte Bild freiliegt. Genau so funktioniert «Safe».
Jede der acht Folgen legt eine weitere Fläche des Gesamtbildes frei. Dabei geht Drehbuchautor Harlan Coben allerding nicht immer chronologisch vor. Oft kehrt er an die gleiche Stelle zurück, zeigt das Geschehen aber aus der Perspektive einer anderen Person. So setzt sich Stück für Stück zusammen, was in jener Nacht geschah, als Jenny verschwand.
Coben richtet es so ein, dass der Zuschauer stets ein klein wenig mehr weiss, als Protagonist Tom. Das spornt zum Rätseln an und hilft beim Lösen doch nicht weiter. Im Gegenteil: Wenn, dann haben wir nur noch mehr Fragen. Doch so zahllos die Fragen scheinen: «Safe» beantwortet sie schliesslich alle. Und das ist wahnsinnig befriedigend.
Sehenswert weil
«Safe» schafft es, den Spannungsbogen bis ganz zum Schluss gespannt zu halten. Ein Krimi mit Figuren, die man durch den Bildschirm hindurch spürt. Ein Krimi, für den man gerne auf eine Nacht voll Schlaf verzichtet.