3D-Druck: Forscher verwandeln Schwäche der Hitze in Stärke
Das Wichtigste in Kürze
- Ein 3D-Drucker erreicht in kürzester Zeit eine Temperatur von über 2500 Grad Celsius.
- Die Hitze überstehen nicht alle Legierungen unbeschadet, manche Bestandteile verdampfen.
- Forscher der Empa haben dies anhand neuer Metall-Werkteile in eine Stärke umgewandelt.
Bei der Empa kriegen Forscher bekanntlich so allerhand gebacken. Neuester Coup: Metall-Werkteile aus dem 3D-Drucker, die in Flächen mit unterschiedlichen Eigenschaften unterteilt sind. Man verspricht sich davon unter anderem effizientere Elektromotoren.
Im 3D-Druck werden innerhalb von Millisekunden Temperaturen von mehr als 2500 Grad Celsius erreicht. Das überstehen nicht alle Legierungen unbeschadet, bei manchen verdampfen einzelne Bestandteile.
Temperatur vom 3D-Druck soll gezielte Bestandteile verdampfen
Forscher an der Empa haben diese Schwäche jetzt in eine Stärke verwandelt. Dies indem sie im 3D-Drucker Werkteile herstellten, deren Eigenschaften gezielt kleinräumig verändert wurden. Hergestellt haben sie zum Beispiel ein winziges Schachbrett, in dem die einen Quadrate magnetisch sind und die anderen nicht. Dies obwohl das Werkstück aus ein und demselben Metallpulver besteht.
Der Versuch, der wie eine Spielerei wirkt, könnte die Methodik der Metallherstellung und -verarbeitung bald um ein entscheidendes Werkzeug erweitern. Dies teilte ein Empa-Team um Ariyan Arabi-Hashemi und Christian Leinenbach am Donnerstag mit.
«Beim 3D-Druck erreichen wir lokal spielend Temperaturen von mehr als 2500 Grad Celsius», so Leinenbach. «Damit können wir gezielt verschiedene Bestandteile einer Legierung verdampfen - z. B. Mangan, Aluminium, Zink, Kohlenstoff und mehr - und so die chemische Zusammensetzung lokal verändern.»
Die Methode sei nicht auf Edelstahle beschränkt, sondern könne auch für viele andere Legierungen nützlich sein.
Knowhow in «Additive Manufacturing»
Die Möglichkeit, Legierungen mikrometergenau in einem Bauteil zu erzeugen, könnte auch beim Bau neuer, effizienterer Elektromotoren hilfreich sein. «Es bietet sich erstmals die Möglichkeit, Stator und Rotor des E-Motors aus magnetisch feinstrukturierten Materialien zu bauen. Damit die Geometrie der Magnetfelder besser ausgenutzt werden kann».
Entscheidend für die Entdeckung des Zusammenhangs zwischen Laserleistungs-Grösse des Schmelzpools und Materialeigenschaften war das Knowhow im Bereich «Additive Manufacturing». Dies wird an der Empa seit rund neun Jahren aufgebaut. Seither widmet sich das Team um Christian Leinenbach als eine der weltweit führenden Arbeitsgruppen den materialwissenschaftlichen Fragestellungen rund um 3D-Laserdruckverfahren.
Zugleich sammelten die Empa-Forscher Erfahrung bei der Prozessüberwachung. Speziell dem Vermessen der Schmelzpools, deren Grösse und Lebensdauer entscheidend fürs gezielte Modifizieren von Legierungen ist.