Invasive Arten können in einem Ökosystem andere Spezies schädigen und die Artenvielfalt eindämmen. Forscher haben 66 problematische Arten identifiziert.
Ein Nutria (l.u.) steigt im Flüsschen Nidda neben zwei Nilgänsen aus dem Wasser.
Als «invasiv» werden solche Tiere eingestuft, «die die europäische Artenvielfalt und Biodiversität bedrohen, indem sie einheimische Arten verdrängen». - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Forscher haben 66 Arten identifiziert, die europäische Ökosysteme gefährden könnten.
  • Unter den acht gefährlichsten Arten befinden sich hauptsächlich wasserlebende Organismen.
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14'000 exotische Arten bevölkern bereits Europa. Und es werden immer mehr. Ein europäisches Forschungsteam mit Schweizer Beteiligung hat 66 Arten identifiziert, deren Einschleppung eine echte Bedrohung für die europäische Artenvielfalt bedeuten würde.

Auf dem Trittbrett weltweiten Handels und Tourismus' machen sich eingeschleppte Arten in neuen Regionen breit, wo sie sich ohne natürliche Feinde prächtig vermehren können. Und zu grossen Schäden führen. Beispiele sind die asiatische Kirschessigfliege, der asiatische Laubholzbockkäfer, die Schwarzmeergrundel oder der japanische Staudenknöterich.

Es könnte aber noch weitaus schlimmer kommen, warnt nun eine internationale Forschungsgruppe, darunter der Biologe Sven Bacher von der Universität Freiburg. Sie identifizierte 66 Arten, bei denen es wahrscheinlich ist, dass sie nach Europa eingeschleppt werden, sich hier ansiedeln und die Artenvielfalt und Ökosysteme schädigen, wie die Hochschule am Donnerstag mitteilte. Ihre Auswertung stellen die Forschenden im Fachjournal «Global Change Biology» vor.

Acht «Staatsfeinde Nummer 1»

Acht der 66 Arten stellen demnach ein sehr hohes, 40 ein hohes und 18 ein mittleres Risiko für die Artenvielfalt Europas dar. Unter den acht bedrohlichsten Arten sind hauptsächlich wasserlebende Organismen zu finden, zum Beispiel die Süsswasser-Miesmuschel (Limnoperna fortunei), die ihre Nahrung mit hoher Effizienz aus der Umgebung filtert und damit die gesamte Süsswassernahrungskette beeinträchtigt. Sie stammt ursprünglich aus Flüssen in China und Südostasien, hat sich aber auch in Hongkong, Japan und Taiwan breitgemacht.

Für Meereslebewesen dürfte unter anderem der gestreifte Korallenwels (Plotosus lineatus) zum Problem werden, der im indischen Ozean heimisch ist. Seit 2002 ist er auch im Mittelmeer anzutreffen und breitete sich binnen weniger Jahre entlang der israelischen Küste aus. Der giftige Fisch frisst Tiere und Pflanzen am Meeresgrund, konkurriert mit anderen Arten und verdrängt diese.

Mehrheit aus Asien und Amerika

Ebenfalls zu einem massiven Problem werden könnte der Grosse Schlangenkopffisch (Channa argus), der amerikanische Rostkrebs (Orconectes rusticus), die marine Grünalge Codium parvulum, die marine Schnecke Crepidula onyx und die Brackwasser-Zebramuschel (Mytilopsis adamsi).

Zu Land könnte das Fuchshörnchen Sciurus niger aus Nordamerika hiesige Eichhörnchen in Bedrängnis bringen. In den USA tritt es bereits in Konkurrenz zum Grauhörnchen und zum Douglas-Hörnchen, schrieb die Uni Freiburg.

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