Archäologen finden 20'000 Jahre alte Pferde-Zeichnungen
Bei Grabungen vor dem Bau einer Mülldeponie haben französische Archäologen 20'000 Jahre alte Zeichnungen von Pferden entdeckt.
Das Wichtigste in Kürze
- Archäologen haben nahe der südfranzösischen Camargue eine seltene Entdeckung gemacht.
- Bei Grabungen wegen einer geplanten Mülldeponie fanden sie eine steinzeitliche Siedlung.
- Besondere Begeisterung löste der Fund von Steintäfelchen mit eingeritzten Bildern aus.
Heute ist das Gebiet der Camargue in Südfrankreich mit seinen wildlebenden Pferdeherden vor allem als Touristenattraktion bekannt. Aber schon vor 20'000 Jahren zogen hier Tierherden über die Ebene und wurden dabei von unseren steinzeitlichen Vorfahren gejagt.
Forscher haben nun im kleinen Dorf Bellegarde nahe der Stadt Nîmes erstaunliche Zeugnisse dieser Zeit entdeckt. Bei Ausgrabungen einer Siedlung kamen neben Tausenden anderen Objekten zwei aussergewöhnliche Steintäfelchen mit eingeritzten Pferde-Porträts zum Vorschein.
Für den Leiter des Ausgrabungsprojekts, Vincent Mourre, und seine Mitarbeiter war dies ein bewegender Fund, sagte er an einer Pressekonferenz. Die Porträts sind nämlich nicht nur einfache Strichzeichnungen, sondern anatomisch sehr präzise: Augen, Mähne und Maul der Tiere sind deutlich zu erkennen.
Entdeckung «völlig unerwartet»
Solche Abbildungen sind gemässe Mourre zudem äusserst selten in Südostfrankreich «und völlig unerwartet vor den Toren der Camargue». Zudem sind es neu die ältesten bekannten Kunstwerke der sogenannten Magdalénien-Kultur.
Diese umfasst einen Zeitraum von 20'000 bis 18'000 vor unserer Zeitrechnung. Besonders bekannte Funde aus dieser Periode sind etwa die Malereien in der Höhle von Lascaux in Frankreich.
Aber auch in der Schweiz gibt es Fundstätten aus der Magdalénien-Zeit. Im Kesslersloch SO und bei Schweizersbild SH wurden ebenfalls Steinplättchen mit Ritzzeichnungen von Tieren gefunden.
Grabung wegen geplanter Mülldeponie
In Bellegarde gruben die Archäologen des Inrap (Institut national des recherches archéologiques préventives) auf einer Fläche von 2000 Quadratmetern. Die ersten Sondierungen wurden 2015 durchgeführt, da auf dem Gelände eine Mülldeponie entstehen sollte.
Dabei kamen schnell erste Zeugnisse der steinzeitlichen Siedlung zum Vorschein. Insgesamt wurden in den darauffolgenden Monaten fast 100'000 Gegenstände aus Tierknochen, Muscheln und geschliffenem Feuerstein entdeckt.
Der Ort nahe einer Wasserquelle habe sich wohl als Zwischenstopp für Nomadenvölker besonders geeignet. Zudem hätten die Steinzeit-Menschen von dem Hügel aus wohl einen guten Blick auf die Pferdeherden in der daruntergelegenen Ebene gehabt.