Ein internationales Forschungsteam mit Schweizer Beteiligung hat einen Zellatlas der Blutgefässe im menschlichen Gehirn erstellt.
Blutgefässe
Insbesondere Blutgefässe lassen sich mit optoakustischer Bildgebung sichtbar machen. Die Methode kann aber auch Hirnaktivität messen, sowie bei der Diagnose von Brustkrebs und Hautkrankheiten helfen. - sda - ETH Zürich / Daniel Razansky

Der Zellatlas der Blutgefässe gibt laut den Forschenden einen einzigartigen, nie dagewesenen Einblick in die zelluläre und molekulare Architektur des humanen Hirngefässsystems. Damit wirf er ein neues Licht auf diverse Hirnkrankheiten.

«In Zukunft könnten basierend auf diesem hochauflösenden Hirngefäss-Zellatlas neue Therapien für bestimmte Hirnerkrankungen gefunden werden», sagte Thomas Wälchli von den Universitäten und Universitätsspitälern in Toronto und Zürich zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der Hirnforscher ist Erstautor der Studie im Fachblatt «Nature», in welchem der Atlas vorgestellt wurde.

«Blutgefässe im Gehirn spielen zum Beispiel eine grosse Rolle für Hirntumoren wie das Glioblastom – eine der schlimmsten Krebsarten, die es gibt – oder auch für Hirnmetastasen», erklärte Wälchli. Der neue Atlas umfasst Zellen, Gene und Signalwege im menschlichen Gehirn. Die Forscherinnen und Forscher haben dafür mehr als 600'000 Zellen aus Blutgefässen von Gehirnen isoliert und analysiert, die sich von der frühen Hirn-Entwicklung bis zum Erwachsenenalter und über Krankheitsstadien wie Hirntumoren und Gefässfehlbildungen erstrecken.

Wachstum der Blutgefässe

Dabei fanden die Forschenden heraus, dass sich Endothelzellen – die Zellen, die Blutgefässe auskleiden – in den verschiedenen Stadien der Gehirnentwicklung sowie bei Krankheiten unterschiedlich verhalten. «In einem erwachsenen, gesunden Gehirn wachsen Blutgefässe praktisch nicht mehr», erklärte Wälchli. In den Gehirnen von Menschen mit Tumoren ist das aber anders: Dort wird das Wachstum der Blutgefässe wieder aktiviert, ähnlich, wie es bei Föten passiert. «Das wurde zwar schon vermutet, gezeigt werden konnte das bisher aber nicht», sagte Wälchli.

In Zukunft soll dieser Atlas noch viele weitere Geheimnisse des Gehirns lüften. Bis daraus Therapien entstehen, wird es laut dem Forscher aber Jahre dauern.

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