Bäume, die tausende Jahre alt werden: Eine neue Studie liefert überraschende Erkenntnisse.
Baum
Es gibt laut der Studie viele unterschiedliche evolutionäre Wege, die Bäume entwickelt haben, um unter unterschiedlichen ökologischen Bedingungen zu überleben. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Bäume haben verschiedene Strategien, um ein hohes Alter zu erreichen. Das zeigt ein Forschungsteam unter Schweizer Leitung mit über 100 Forschenden aus aller Welt in einer neuen Studie, für die sie Bäume analysierten, die über dreitausend Jahre alt werden.

Die grossangelegte Untersuchung habe wertvolle Erkenntnisse geliefert, die insbesondere im Zusammenhang mit dem Klimawandel von Bedeutung seien, sagte Lalasia Bialic-Murphy von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETH Zürich) der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Sie ist die Erstautorin der am Donnerstagabend in der Fachzeitschrift «Science» erschienenen Studie.

«Bäume altern nicht wie Menschen oder Tiere, bei denen der Körper irgendwann anfängt, zu verfallen», erklärte Bialic-Murphy. Viele Bäume würden im Laufe ihres Lebens sogar widerstandsfähiger. Die Todesursache von Bäumen seien meist äussere Einflüsse wie Waldbrände oder Dürren.

Lebensrhythmus alternder Baumriesen

«Obwohl Bäume zu den am längsten lebenden Organismen der Erde gehören, wissen wir nicht viel über ihren Lebensrhythmus», sagte die Forscherin.

Für die Studie untersuchten die 120 Forscherinnen und Forscher von 97 verschiedenen Forschungsinstitutionen Daten von 3,2 Millionen Messungen aus Wäldern vom Norden Kanadas bis zum Süden Brasiliens. Die untersuchten Bäume haben laut der Studie eine Lebenserwartung von 1,3 bis 3195 Jahre, gerechnet ab einem Durchmesser der Bäume von 10 Zentimetern.

«Erstaunlicherweise leben die ältesten Bäume in tropischen Wäldern genauso lange wie die ältesten Bäume in borealen Wäldern Kanadas», sagte Bialic-Murphy.

Überraschende Erkenntnisse über Baumwachstum

Bisher sei angenommen worden, dass schnell wachsende Bäume eine kurze Lebenserwartung haben und langsam wachsende Bäume eine lange Lebenserwartung.

Die Forschenden konnten nun zeigen, dass nicht alle Bäume diesem Muster folgen. Schnell wachsende Arten scheinen demnach zwar wirklich eine vergleichsweise kürzere Lebensspanne zu haben, langsam wachsende Arten hingegen teilen sich in drei Gruppen mit geringer, mittlerer und hoher Lebenserwartung.

Es gibt laut der Studie viele unterschiedliche evolutionäre Wege, die Bäume entwickelt haben, um unter unterschiedlichen ökologischen Bedingungen zu überleben.

Bedeutung für den globalen Kohlenstoffkreislauf

Von Bedeutung sind diese Resultate insbesondere vor dem Hintergrund, dass Bäume eine entscheidende Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf spielen. Bäume, die schneller wachsen, speichern Kohlenstoff schneller, sind jedoch oft kleiner und haben eine kürzere Lebensdauer. Das wiederum führt dazu, dass sie weniger Kohlenstoff aufnehmen und diesen Kohlenstoff mit ihrem Absterben schneller wieder in die Atmosphäre freisetzen.

Grundsätzlich neigen der Studie zufolge artenreichere Wälder, die eine grössere Mischung aus kurz- und langlebigen Arten umfassen, auch zu einer höheren Kohlenstoffbindung. Diese Erkenntnisse bieten den Forschenden zufolge wichtige Einblicke für den Schutz der Biodiversität und die Minderung des Klimawandels.

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