Bislang einmaliges Treffen von drei deutschen Forschungsschiffen auf Spitzbergen
In einer bislang einmaligen logistischen Operation haben sich drei grosse deutsche Forschungsschiffe an der norwegischen Polarinsel Spitzbergen versammelt.

Das Wichtigste in Kürze
- Versorgungsfahrt zur «Polarstern» - Grosse Mosaic-Arktis-Expedition geht weiter.
Bei dem Zusammentreffen im Rahmen der historischen Mosaic-Arktis-Expedition brachten die Schiffe «Sonne» und «Maria S. Merian» Versorgungsgüter sowie Crewmitglieder zu dem Forschungseisbrecher «Polarstern», wie das Bundesforschungsministerium und das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) am Montag mitteilten.
Das Rendezvous der drei Schiffe sollte die grossangelegte Expedition davor bewahren, wegen der Corona-Krise abgebrochen zu werden. Die «Polarstern» hält sich bereits seit September an einer Eisscholle in der Zentralarktis auf, um dort Daten für präzisere Klimamodelle zu sammeln. Da die üblichen Nachschubwege zusammenbrachen, erarbeiteten Regierung und AWI den Plan für eine Versorgungsfahrt aus Deutschland.
Am Montag dankte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) den Beteiligten bei einer Pressekonferenz in Berlin für ihr Engagement. Mosaic sei eine «Expedition der Superlative» und liefere künftigen Generationen einen «Datenschatz von unschätzbarem Wert», sagte sie.
Für das Treffen mit den aus Deutschland entsandten Versorgern hatte die «Polarstern» notgedrungen ihre Position in der Arktis verlassen, wo sie sich insgesamt rund ein Jahr lang mit einer Eisscholle durch die Polarregion treiben lässt. Wissenschaftler errichteten dort neben dem Eisbrecher eine Forschungsbasis, wo zahlreiche Instrumente umfangreiche Wetter- und Umweltdaten aufzeichnen. In der Zwischenzeit arbeiten die Messanlagen zumindest teilweise aber automatisch weiter.
Nach Angaben des von Bord der «Polarstern» per Video zugeschalteten derzeitigen AWI-Expeditionsleiters Markus Rex war der Austausch von Mannschaften, Treibstoff und Proviant in einem Fjord an der Küste Spitzbergens am Montag abgeschlossen. Die «Polarstern» sollte sich anschliessend wieder auf die Rückfahrt in das Eis der Arktis machen, um ihre Position an der Forschungsstation auf der Eisscholle wieder einzunehmen. Die Expedition wird noch mehrere Monate weiterlaufen.
Die aus rund hundert Menschen bestehende Austauschmannschaft hatte sich vor der Abreise einer strikten Quarantäne unterworfen, gleiches galt für die Besatzung der beiden Forschungsschiffe «Sonne» und «Maria S. Merian». Dadurch soll ausgeschlossen werden, dass Corona-Erreger auf die «Polarstern» eingeschleppt werden. «Hier ist kein Virus an Bord», sagte Rex am Montag. Das ganze Thema sei an Bord «nahezu vergessen».
Die Mosaic-Expedition soll Erkenntnisse über die in der Arktisregion ablaufenden komplexen Umweltprozesse in einer bislang unbekannten Detailtiefe liefern. Das soll Klimamodelle verbessern helfen. Dazu zählen unter anderem etwa die genauen energetischen Wechselwirkungen zwischen Eis und Atmosphäre oder die Eisbewegungen durch den Wind.
Nach Angaben von Rex und des ebenfalls zugeschalteten bisherigen Expeditionsleiters Torsten Kanzow hatte die Expedition zuletzt auch mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. So zerbrach die Eisscholle nach Stürmen, aufgrund der Bewegungen des Eises mussten etliche der dort installierten Messanlagen versetzt oder sogar ganz in Sicherheit gebracht werden. Einige Instrumente wurden auch vom Eis zerdrückt.
Dies gefährdet die Expedition nach Angaben der Wissenschaftler aber ebenso wenig wie die einmonatige zwischenzeitliche Abwesenheit der «Polarstern» von ihrer Scholle. Alle seien bereit, die Expedition auch unter «ganz schwierigen Bedingungen fortzuführen», betonte Rex.