Coronavirus: Darum sind Kinder anfälliger für mutierte Variante
Die in Grossbritannien aufgetauchte Mutation des Coronavirus soll für Kinder ansteckender sein. Ein Epidemiologe erklärt, was das für uns bedeuten könnte.
Das Wichtigste in Kürze
- In Grossbritannien ist eine neue Mutation des Coronavirus aufgetaucht.
- Forscher glauben, dass sie auch für Kinder ansteckender ist als die bisherige Variante.
- Der Tessiner Epidemiologe Andreas Cerny erklärt, wieso das so sein könnte.
In Grossbritannien ist eine neue Mutation des Coronavirus aufgetaucht, die europaweit für Furore sorgt. Erst am Wochenende hatte Boris Johnson erklärt, die Mutation sei bis zu 70 Prozent ansteckender als die Ursprungsvariante des Coronavirus.
Britische Forscher haben ermittelt, dass die Mutation gerade für Kinder viel ansteckender sein könnte als die bisherigen Corona-Varianten. «Es gibt einen Anhaltspunkt, dass es eine höhere Neigung hat, Kinder zu infizieren.» Das sagt Neil Ferguson vom Imperial College London.
Dass das mutierte Virus bereits in der Schweiz sein könnte, das bestätigte das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Der Flugverkehr zwischen der Schweiz und Grossbritannien wurde gestoppt, Einreisende wurden rückwirkend in Quarantäne gesteckt.
Weitere Massnahmen bleiben in der Schweiz derzeit noch aus.
Warum befällt mutiertes Coronavirus vor allem Kinder?
Gemäss den Forschern des Imperial College London beschreibt eine Mutation die Art und Weise, wie Corona in eine Zelle eindringt. Dies könnte zur Folge haben, dass «Kinder möglicherweise genauso anfällig wie Erwachsene sind».
Der genaue Mechanismus dafür sei laut Ferguson noch unklar. Der Tessiner Epidemiologe Andreas Cerny beobachtet die Entwicklung des Coronavirus bei Kindern seit Pandemiebeginn genau.
Dass ein mutiertes Virus eine gewisse Personengruppe stärker befällt als die Ursprungsvariante, überrascht ihn wenig. «Viele Eigenschaften des menschlichen Organismus und des Virus können die Übertragung und die dadurch ausgelöste Erkrankung beeinflussen.»
Wie stark die Aussagen zur Anfälligkeit bei Kindern durch harte Daten abgestützt seien, «werden weitere Untersuchungen zeigen». Das sagt Cerny auf Anfrage von Nau.ch. Falls das Virus sich auch ausserhalb von England verbreitet, «werden auch wir uns mit dem Problem auseinandersetzen müssen».
Bisher war man davon ausgegangen, dass Kinder wenig zur Verbreitung des Coronavirus beitragen. Sollte sich die höhere Anfälligkeit bei Kindern bestätigen, würde das wohl aber weitere dringende Massnahmen mit sich ziehen. «Man müsste in diesem Fall die ergriffenen Schutzkonzepte überdenken und anpassen», so Cerny.
Erst gestern hat die Universität Zürich eine Studie veröffentlicht, in der sie auf Kinder und Corona-Ansteckungen eingeht. 2500 Kinder wurden dazu getestet. Und nur 8 Prozent von ihnen hatte nachweislich Corona-Antikörper im Blut.
Die Forscher schliessen daraus, dass die Schutzkonzepte und Massnahmen zur Eindämmung an Schulen zu greifen scheinen.