Das Wetterphänomen El Niño wird die Temperaturen wohl in die Höhe treiben. Laut Forschenden könnte der Rekord-Sommer 2016 schon bald übertroffen werden.
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Der sonnige Oktober 2022 bescherte der Schweiz Temperaturen wie im Sommer. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine dreijährige El-Niña-Phase wird laut Forschenden wohl bald zu Ende gehen.
  • Das tiefe Temperaturen bringende Wetterphänomen könnte von El Niño abgelöst werden.
  • Letzteres bringt warmes Wetter – der Rekord-Sommer 2016 wird wohl bald übertroffen.
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Das Jahr 2022 liegt nicht weit hinter dem bisher wärmsten gemessenen Jahr 2016 – seit dem Messbeginn 1850. Diese Entwicklung ist beunruhigend, insbesondere, weil das Jahr 2022 in eine Phase mit dem kühlend wirkenden Wetterphänomen La Niña fiel. Diese mit drei Jahren ungewöhnlich lange Phase wird jetzt wohl bald zu Ende gehen.

Forschende rechnen nun mit ein Wetterphänomen, das die Durchschnittstemperaturen weiter in die Höhe treiben wird. Dieses Pendant zu La Niña – El Niño – wird wohl heisse Jahre auf uns zukommen lassen.

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Die globalen Durchschnittstemperaturen im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Orange gefärbt sind Jahre mit El-Niño-Phänomen - NASA/New York Times

Die US-Klimaforschungsbehörde NOAA rechnete Anfang Januar mit dem Übergang von La Niña in eine neutrale Phase zwischen Januar und März. «Aussergewöhnlich warme Tiefengewässer im tropischen Westpazifik deuten das nächste El-Niño-Ereignis 2023 an.» Dies schrieb Klimaexperte Kevin Trenberth von der Universität Auckland schon im September. Dies könne zu globalen Temperaturrekorden 2024 führen – weil ein Teil der Meereswärme in die Atmosphäre abgegeben wird.

Rekord-Sommer 2016 wohl schon bald übertroffen

Im November schätzte die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf die Wahrscheinlichkeit auf 25 Prozent, dass im Sommer eine El-Niño-Phase beginnt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der bisherige Rekord des heissesten Jahres bis 2026 übertroffen wird, liege bei 93 Prozent. Das Rekordjahr war 2016 mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 1,3 Grad über dem Niveau von 1850 bis 1900.

Was sind La Niña und El Niño? Korrekt heisst es «El Niño Southern Oscillation» oder abgekürzt «Enso». Es bezeichnet ein gekoppeltes Zirkulationssystem von Ozean und Atmosphäre im tropischen Pazifik. Bei der Warmphase El Niño bringt die Strömung Meereswärme in höhere Breiten, die über Verdunstung in die Atmosphäre abgegeben wird.

El Niño beeinflusst Wetter weltweit

La Niña gilt als Kaltphase, in der die Strömung die Erwärmung über die Sonneneinstrahlung in tiefe Gewässer des Westpazifiks führt. Dort wird sie gespeichert. Weil Fischer in Peru die Erwärmung zum Jahresende merkten, nannten sie das Phänomen El Niño (das Christkind). Zwischen den beiden Extremen spricht man von einer neutralen Phase.

Bereitet Ihnen die Erderwärmung Sorgen?

Starke und mässige El-Niño-Ereignisse tragen nach Angaben der WMO zur Erwärmung bei und erhöhen die durchschnittliche globale Oberflächentemperatur. «Die stärksten Auswirkungen von El Niño sind im äquatorialen Pazifik zu spüren. Dennoch können sie Folgen für das Wetter auf der ganzen Welt haben. Und zwar, weil sie Hoch- und Tiefdrucksysteme, Winde und Niederschläge beeinflussen.»

Dies erklären Klimaforscher der Columbia-Universität. «Da das wärmere Ozeanwasser überschüssige Energie (Wärme) an die Atmosphäre abgibt, steigen die globalen Temperaturen.»

Petteri Taalas
Petteri Taalas, Chef der WMO. - Keystone

WMO-Chef Petteri Taalas warnte im August 2022: «Es ist sehr aussergewöhnlich, in drei aufeinanderfolgenden Jahren La-Niña-Ereignisse zu haben. Der kühlende Effekt hat den Anstieg der globalen Temperaturen vorübergehend gebremst. Aber das wird den langfristigen Erwärmungstrend nicht stoppen oder umkehren.»

2022 war nach einer vorläufigen Prognose trotz La Niña eines der wärmsten Jahre seit Beginn der Industrialisierung. Die WMO schätzte die globale Durchschnittstemperatur im November auf etwa 1,15 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900. Zudem waren die Jahre 2015 bis 2022 die acht wärmsten Jahre.

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