Crystal Meth

Entzug von Crystal Meth dank vielversprechender Doppelstrategie

Keystone-SDA
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Bern,

Von Methamphetamin loszukommen ist sehr schwierig. Das könnte sich nun dank der Kombination zweier Substanzen ändern, wie eine Studie zeigt.

Crystal Meth
Keine andere Droge macht so schnell psychisch abhängig wie Crystal Meth und keine andere Sucht ist so schwer loszuwerden. Doch die Kombination zweier Medikamente und einer Belohnungsstrategie offeriert gemäss einer neuen Studie einen Lichtblick. (Archivbild) - sda

Das Wichtigste in Kürze

  • Keine Droge macht so abhängig wie Crystal Meth.
  • Das Loskommen davon ist umso schwieriger.
  • In einer neuen Studie gab es einen Erfolg: 13,6 Prozent kamen von der Droge weg.

Methamphetamin, vulgo Crystal Meth, ist eine tückische Droge: Es macht genauso schnell abhängig wie Heroin, ist aber noch viel schwieriger zu besiegen. Eine Medikamentenstudie mit zwei Substanzen verspricht nun erstmals eine wirkungsvolle Therapie der Sucht.

Wie stark eine Substanz süchtig macht, wird folgendermassen ermittelt: Es wird gemessen, wie viel des erregenden Neurotransmitters Dopamin während des «Highs» durch das wichtigste Belohnungszentrum des Hirns strömt.

Erfolgserlebnisse bei Meth-Entzug sind rar

Crystal Meth führt die traurige Rangliste an: «Methamphetamin ist die Droge, welche die grösste Freisetzung erzeugt.» So wird Nora Volkow, Direktorin des National Institute on Drug Abuse, in der aktuellen Ausgabe von «Scientific American» zitiert. «Selbst Tiere werden verrückt danach, den Hebel zu ziehen, um die Droge zu bekommen

Erfolgserlebnisse beim Meth-Entzug waren bisher selten wie Soft Ice in der Wüste. Das könnte sich nun dank der Kombination zweier Substanzen ändern. Bupropion, ein Antidepressivum, das auch zur Raucherentwöhnung verschrieben wird, hebt den Dopaminspiegel im Gehirn an. Und kann so das Elend der steilen Abstürze abfedern, die auftreten, wenn Menschen mit Meth aufhören.

Crystal meth
Crystal Meth liegt auf einer schwarzen Unterlage. (Symbolbild) - dpa

Naltrexon, das zweite Medikament, ist ein Opioid-Blocker, der «auf den Belohnungskreislauf einwirkt und möglicherweise das Verlangen lindert». Das erklärt der Hauptautor der Studie, Madhukar H. Trivedi, ein Psychiater am University of Texas Southwestern Medical Center.

In einer Studie mit 403 starken Meth-Konsumenten half eine Kur mit den beiden Medikamenten 13,6 Prozent, von der Droge wegzukommen, indem sie über einen Zeitraum von sechs Wochen mindestens drei Viertel der Zeit methfrei waren. Nur 2,5 Prozent derjenigen, die Placebos erhielten, erreichten diesen Grad an Abstinenz.

Geld oder aufmunternde Worte

Als verhaltenstherapeutische Unterstützung wurde für die Studie in VA-Kliniken (die Veterans Health Administration bietet das grösste ganzheitliche Gesundheitssystem der USA) eine Belohnungsstrategie angewendet: Nach Abgabe einer drogenfreien Urinprobe durften Entzugsaspiranten einen Zettel aus einem Goldfischglas ziehen.

Auf der Hälfte der Zettel standen verschiedene Dollarbeträge, die in den institutseigenen Shops ausgegeben werden konnten. Auf dem Rest standen aufmunternde Worte. Bei zwei aufeinanderfolgenden reinen Urinproben gab es zwei Zettel zu fischen und so weiter.

Eine Studie mit 2060 VA-Patienten ergab, dass 91 Prozent der Urinproben von Programm-Teilnehmern frei von der Droge waren. Gemäss einer 2018 durchgeführten Analyse von 50 Studien profitierte eine/r von fünf Behandelten von dieser Form des Kontingenzmanagments. An diesen nahmen fast 7000 Patienten mit Meth- oder Kokainabhängigkeit teil.

Konsum nimmt in Schweiz zu

In den USA haben seit dem Ausbruch von Covid-19 die Fälle von tödlichen Methamphetamin-Überdosen um 35 Prozent zugenommen.

Aktuelle Zahlen für die Schweiz gibt es nicht. Bekannt ist, dass der Konsum von Crystal Meth zunimmt, besonders stark in der Westschweiz.

Doch «Abwasseranalysen zeigten bereits 2014, dass in 13 untersuchten Schweizer Städten insgesamt 4100 Millionen Dosen à 20 Milligramm konsumiert wurden. Das sind 30 Kilo im Jahr. Nicht nur in sogenannten Meth-Hochburgen wie Neuenburg und Biel, sondern auch in Zürich, Luzern oder Basel.» Das schrieb die «NZZ am Sonntag» kürzlich.

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