Erdbeben in Taiwan führte zum Aussterben einer Schmetterlingsart
Ein verheerendes Erdbeben im Jahr 1999 in Taiwan hat laut Forschenden zum Aussterben des Schwalbenschwanzes geführt.
Der Schwalbenschwanz ist eine auch in der Schweiz bekannte Schmetterlingsart. In Taiwan gab es zwei seiner Unterarten. Ein verheerendes Erdbeben im Jahr 1999 dürfte zu ihrem Aussterben geführt haben, wie Forschende schreiben.
Es dürfte sich um den «ersten dokumentierten Fall des Aussterbens eines Schmetterlings nach einem Erdbeben handeln», berichtet ein Forscherteam um die Biologin Valentina Todisco von der Universität Salzburg im Fachblatt «PLOS One».
Die Unterart Papilio machaon sylvina, die nur auf der Hauptinsel Taiwans vorkam, wurde 1930 von japanischen Wissenschaftern beschrieben. Der Schmetterling war endemisch in der zentralen Bergkette Taiwans, und zwar nur in kleinen Gebieten hauptsächlich in Höhenlagen zwischen 1000 und 2500 Meter Seehöhe.
Dort ernährten sich die Raupen des Falters ausschliesslich von Haarstrang-Pflanzen, einer Doldenblütler-Art. Der Schmetterling ist ein wichtiges Symbol für Taiwan und ziert etwa den Personalausweis der taiwanesischen Bürgerinnen und Bürger.
Am 21. September 1999 erschütterte ein schweres Erdbeben Taiwan, bei dem mehr als 2400 Menschen starben und rund 11'000 Personen verletzt wurden. Dieses sogenannte «Jiji-Erdbeben» führte auch zu zahlreichen Erdrutschen im Lebensraum der Schwalbenschwanz-Unterart, die die Landschaft in vielen Teilen der Insel dauerhaft veränderten.
Zur Zeit der Erdstösse befanden sich die Schmetterlinge den Forscherinnen und Forschern zufolge im Puppenstadium, angeheftet an die Wirtspflanzen, die vollständig von den Erdrutschen begraben wurden.
Bedrohung der Schmetterlinge durch Naturkatastrophen
«Seitdem wurde Papilio machaon sylvina trotz intensiver Suche nicht mehr gesichtet, obwohl ihre Wirtspflanze in den Gebieten, in denen sie früher häufig vorkam, immer noch vorhanden ist», erklärte Todisco der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Die Art werde daher als ausgestorben betrachtet.
Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter verweisen in ihrer Arbeit auch auf die Schwalbenschwanzart Papilio aristodemus ponceanus, die durch die häufigen Hurrikans auf der Inselgruppe der Florida Keys gefährdet ist. Abgesehen davon gebe es kaum andere Beispiele für eine Bedrohung von Schmetterlingen durch Naturkatastrophen.
Abgesehen von ihrem Schicksal gebe es noch viele offene Fragen über die Schwalbenschwanzart, etwa über ihren taxonomischen Status und ihre genetische Verwandtschaft mit anderen Populationen.
Der Erstautor der aktuellen Arbeit, Vazrick Nazari von der italienishcen Universität Paduaen, untersuchte mit seinen Kolleginnen und Kollegen daher genetische Merkmale von Papilio machaon sylvina anhand von Museumsexemplaren und verglich diese mit der Unterart Papilio machaon schantungensis von den zu Taiwan gehörenden Matsu-Inseln.
Die beiden Unterarten unterscheiden sich nicht nur in ihrer Grösse, der Farbe, der Musterung und den Genitalien. Ihre Raupen fressen auch unterschiedliche Wirtspflanzen.
Diese Unterschiede sowie die mit den klimatischen und geografischen Veränderungen Taiwans verbundene Lebensgeschichte von Papilio machaon sylvina würden deutlich machen, dass diese Population «auf dem besten Weg war, sich zu einer eigenständigen Art zu entwickeln».