Trumps Ukraine-Kurs macht in Taiwan Sorgen
Trump setzt Selenskyj beim Ukraine-Krieg mit Bodenschätzen unter Druck. Stimmen in Taiwan befürchten, dass ihnen dies auch blühen könnte.

Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump hat es auch auf einen Bodenschatz von Taiwan abgesehen.
- Eine ehemalige Regierungssprecherin von Taiwan sieht Parallelen zwischen Taiwan und der Ukraine.
Der Eklat im Weissen Haus zwischen US-Präsident Trump und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj weckt in Taiwan düstere Befürchtungen.
Trump will nicht nur mit den Bodenschätzen der Ukraine fette Beute machen. Scharf ist er auch auf Halbleiter – ein Schatz, bei dem Taiwan führend auf dem Weltmarkt ist.
«Es war beunruhigend, sich diese Szene im Oval Office anzugucken, dabei Parallelen zwischen der Ukraine und Taiwan zu ziehen und sich vorzustellen, dass dort unser Präsident sässe.» Das sagt Kolas Yotaka, die ehemalige Sprecherin von Taiwans Ex-Präsidentin Tsai Inwen, dem «Spiegel».
Sie verstörte insbesondere, wie Trump Selenskyj vor die Wahl stellte: Entweder die Bodenschätze herzugeben oder verloren zu sein.
Strafzölle gegen Chipeinfuhren
Im Wahlkampf behauptete Trump fälschlicherweise, Taiwan habe den USA die Chipindustrie «geklaut». Wolle die USA die Insel vor Chinas Anschlussplänen bewahren, werde er Schutzgeld verlangen, kündigte Trump an.
Aktuell hat der US-Präsident Strafzölle von bis zu 100 Prozent gegen taiwanische Chipeinfuhren angedroht. So will er erzwingen, dass die Produktion in die USA verlagert wird.
Seit dem Ende des chinesischen Bürgerkriegs 1949 erhebt China Anspruch auf die Insel mit rund 23 Millionen Einwohnenden. Peking erhöhte den Druck auf Taiwan mit grossen Marinemanövern.
Zudem dringen immer wieder chinesische Kampfflugzeuge in die taiwanische Luftraumüberwachungszone ein.
Yotaka warnt vor Parallelen mit Ukraine-Krieg
Kolas Yotaka hat den Eindruck, dass sich die Taiwanerinnen und Taiwaner täuschen lassen. Weil Donald Trump in seiner ersten Amtszeit gegenüber China tough gewesen sei, glaubten sie, er meine es gut mit Taiwan.
Yotaka warnt: «Die Mehrheit der Taiwaner ist noch nicht aufgewacht und hat noch nicht begriffen, dass wir jetzt in der Ära Trump 2.0 sind.»
Welchen Kurs der US-Präsident bei Taiwan einschlägt, bleibt unklar. Die Frage eines Reporters, ob er verhindern werde, dass China Taiwan mit Gewalt übernehme, wollte er nicht kommentieren.

Er habe eine «tolle Beziehung mit Präsident Xi» und chinesische Investitionen seien ihm höchst wichtig, antwortete er stattdessen.
Für Taiwan gibt es aber auch das eine oder andere hoffnungsvolle Zeichen. Lange hielt die Website des State Departments fest, dass die USA Taiwans offizielle Unabhängigkeit nicht unterstützten.
Diesen Satz hat das Departement unter Chinakritiker Marco Rubio inzwischen gelöscht.