Erst ein Drittel der Lebewesen in der Tiefsee bekannt
Ein internationales Forschungsteam analysierte DNA-Sequenzen aus allen grossen Ozeanbecken. Fast zwei Drittel davon konnten nicht zugeordnet werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Zwei Drittel der Tiefsee-Organismen können keiner bekannten Spezies zugeordnet werden.
- Das Leben in der Tiefsee beeinflusst das Weltklima massgeblich.
Erst ein Drittel der in der Tiefsee lebenden Organismen sind bekannt. Fast zwei Drittel können hingegen keiner bislang bekannten Gruppe zugeordnet werden. Dies hat ein internationales Forschungsteam unter Berufung auf eine Auswertung von zwei Milliarden DNA-Sequenzen herausgefunden.
Die Forschenden unter Co-Leitung der Universität Genf analysierten DNA-Sequenzen aus Tiefseesedimenten aller grossen Ozeanbecken. Dabei griffen sie auf fast 1700 Proben von 15 internationalen Tiefseeexpeditionen zurück. Die Ergebnisse erschienen im Fachmagazin «Science Advances».
Kohlenstoffbindung in den Polarregionen
Verschiedene Organismen recyceln oder binden absinkende, organische und anorganische Stoffe in Tiefen von bis zu 9585 Metern. Dies sei Grundlage für «das gesunde Funktionieren der Nahrungsnetze in den Ozeanen und das Binden von atmosphärischem Kohlenstoff». So liess sich Mitautorin Angelika Brandt in einer Mitteilung des Senckenberg Forschungsinstituts zitieren. «Beides beeinflusst unser Weltklima entscheidend.»
Die Polarregionen fungieren als Hotspots der Kohlenstoffbindung. Dies bestätigten die Häufigkeit und die Zusammensetzung der für die Studie analysierten Plankton-DNA in Tiefseesedimenten.
«Es ist wichtig, das zu verstehen und dann auch entsprechende Schutzmassnahmen ergreifen zu können», erklärte Brandt. «Denn das Ökosystem Tiefsee steht, verursacht durch den Menschen, unter enormem Druck - Klimawandel, Tiefsee-Bergbau, Öl- und Gasexploration, Schleppnetze sowie Verschmutzung bedrohen das Leben in den Tiefen des Meeres.»