Fischhaut lässt in Schweizer Spitälern Wunden heilen

Keystone-SDA
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Genève,

Die unorthodoxe Methode verbessert die Wundheilung, wenn nur noch wenig eigenes Hautgewebe vorhanden ist. Vorteil ist unter anderem die gute Verträglichkeit.

Die Notaufnahme des Universitätsspitals Genf. - keystone/Valentin Flauraud

Fischhaut für die Wundheilung: Das Universitätsspital Genf (HUG) bietet Patienten seit einem Jahr Transplantationen von Kabeljauhaut an. Die Ergebnisse sind einem Arzt zufolge vielversprechend.

Rund 70 solche Transplantationen seien bisher durchgeführt worden, sagte Damien Pastor, Dermatologe und Experte für Wundversorgung, zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Auch andere Universitätsspitäler in der Schweiz verwenden Fischhäute für die Wundheilung.

Als ein Vertreter des isländischen Unternehmens, das diesen Hautersatz auf Kabeljaubasis vermarktet, an ihn herangetreten war, sei er eher zurückhaltend gewesen, sagte Pastor. Das Ergebnis bei seinem ersten Patienten habe ihn aber überzeugt.

Nur wenig Ablehnung für ungewöhnlichen Hautersatz

Der Mann hatte nach der Entfernung eines Hautkarzinoms eine grosse Wunde am Schädel. Der Knochen lag frei und das Infektionsrisiko war sehr hoch. Innerhalb von drei Wochen, nachdem die Kabeljau-Haut auf die Wunde gelegt wurde, setzte der Heilungsprozess wieder ein. Nach einer zweiten Anwendung und einer abschliessenden Hauttransplantation war die Wunde vollständig geschlossen.

Pastor stiess nach eigenen Angaben auf sehr wenig Ablehnung, als er seinen Patienten diesen etwas ungewöhnlichen Hautersatz vorschlug. «Man muss den Patienten und das Pflegepersonal jeweils vorwarnen: Wenn man den Verband abnimmt, riecht es nach Fisch», erzählte der Oberarzt. Der Geruch verschwinde aber nach einer Woche vollständig. Es seien danach auch keine Schuppen auf der Haut sichtbar.

Um als Medizinprodukt angewandt zu werden, wird die Fischhaut so aufbereitet, dass nur die zellfreie Stützstruktur, die sogenannte Matrix, bestehen bleibt. «Es ist ein bisschen wie ein Gerüst», erklärt der Dermatologe. Dieses Gerüst hilft den körpereigenen Zellen dabei, auf das Gebiet der Wunde einzuwandern und sich dort zu verankern. Die Fischhaut wird sich letztendlich vollständig in die Wunde integrieren und so den Heilungsprozess begleiten.

Die Vorteile des Kabeljaus

Warum Kabeljau? Der erste Vorteil dieses Fisches ist, dass seine Haut eine ähnliche Struktur wie die menschliche Haut hat. Da sie keine lebenden Zellen enthält, besteht keine Gefahr, dass sie aufgrund einer übermässigen Immunreaktion abgestossen wird.

Kabeljau, der in den kalten Gewässern des Arktischen Ozeans gefangen wird, überträgt dem Menschen keine Krankheitserreger. Die Fischhaut enthält zudem Omega-3-Fettsäuren, die stark entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken sollen. Diese schnelle, schmerzlindernde Wirkung ist noch Gegenstand der Forschung.

Das isländische Unternehmen, das sich auf die Vermarktung dieser Fischhäute für medizinische Zwecke spezialisiert hat, kümmert sich um den Verpackungsprozess. Die Kabeljauhäute werden mit Wasser gereinigt und die Schuppen von Hand entfernt. Schliesslich werden sie gefriergetrocknet und dann in sterile Verpackungen gefüllt.

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Kommentare

User #4972 (nicht angemeldet)

FISCHHAUT RETTET LEBEN !!! Schon 2017 wurden Leben gerettet mit speziellen Fischhäuten. Natürlich müssen die speziell hergerichtet werden. Den Beschrieb kann ich leider hier nicht runter laden. Aber der Fisch heisst : Tilapia Buntbarsch und in Brasilen feiern sie grosse Erfolge !

User #5479 (nicht angemeldet)

Zuerst ist von Schuppen die Rede. Dann von Aehnlichkeit mit menschlicher Haut. Der Dorsch hat keine Schuppen. Bei anderen Fischen muss ein Schuppenrasierapparat her. Tja, Agenturmeldungen, Untergrund des Journalismus.

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