Frauen als Gebärmaschinen? Elon Musk und Putin jubeln!

Verena E. Brunschweiger
Verena E. Brunschweiger

Genève,

«Die Neuen Rechten auf der ganzen Welt lieben das Gebären», schreibt unsere Kolumnistin. Und liefert dazu die spannenden Hintergründe.

Verena Brunschweiger.
Verena Brunschweiger. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die deutsche Autorin Verena Brunschweiger schreibt auf Nau.ch Kolumnen.
  • Diesmal schreibt Brunschweiger über die 4B-Bewegung der Südkoreanerinnen.

US-Präsident Donald Trump (78), sein neuer Vize JD Vance (40) und Elon Musk (53): Leider muss man sich dieses Dreigestirn jetzt fast täglich in den Medien anschauen. Sie und ihre Anhänger sind natürlich nicht nur sexistisch, sondern auch noch altersdiskriminierend.

Frauen sind Gebärmaschinen

So liess Nick Fuentes, ein «white supremacist», der bekennender Hitler-Fan ist, verlauten, dass seine Idealfrau 16 (!) Jahre alt wäre. Zudem brachte er den Slogan «Your body, my choice» in Umlauf, was einem die Haare zu Berge stehen lässt. Für derartige Existenzen macht das im Prinzip aber durchaus Sinn. Für solche Männer sind Frauen nämlich einzig Gebärmaschinen, nichts sonst. Folgerichtig werden sie aussortiert, sobald sie dazu nicht mehr fähig sind.

Jeder Rechtskonservative «fetischisiert» Kinder. Es ist kein Zufall, dass es die Nazis waren, die 1935 das Kindergeld erfanden, den Muttertag begeistert aufgriffen und weiterentwickelten, 1938 das Mutterkreuz einführten.

Musk und Putin freuen sich

Die Neuen Rechten auf der ganzen Welt lieben das Gebären, denn so kann man «eigene» Kinder benutzen, um Einwanderer abzuweisen. Und gleichzeitig die «eigenen Frauen» ideologiekonform beschäftigen.

Musk freut sich zudem über maximal viele neue Konsumenten. Putin freut sich zudem über maximal viele neue Soldaten. Und sie alle würden sich freuen, wenn das Recht auf Abtreibung am liebsten komplett zurückgenommen werden würde.

Südkoreanerinnen mit 4B-Bewegung

Welche Frau kommt da nicht automatisch auf die Idee, die 4B-Bewegung der coolen Südkoreanerinnen zu unterstützen? Die ersten zwei B (Biyeonae und Bisekseu) bedeuten, keine romantischen oder sexuellen Beziehungen mit Männern einzugehen. Das dritte B (Bihon) steht für die logische Konsequenz, single zu bleiben. Und zuletzt Bichulsan, die Weigerung, fürs Patriarchat ein Kind zu bekommen.

Beispiel der Griechen aktueller denn je

Schon in den 2010er-Jahren war die Bewegung bei Südkoreanerinnen «in» – und wies enge Verbindungen zur «MeToo»-Bewegung auf. Man kann aber auch noch weiter zurückblicken, sogar bis in die Antike: Aristophanes' Stück «Lysistrata» wurde 411 vor Christus uraufgeführt und handelt von einer Frauengruppe, die sich so lange sexuell verweigert, bis die Männer ihre kriegstreiberischen Aktivitäten aufgeben. In einer Zeit der Kriege und des ökologischen Kollapses erscheint das Schauspiel des Griechen aktuell wie nie zuvor …

Diskurs in Grossbritannien deutlich progressiver

2011 erschien «The Uncoupling», ein Roman von Meg Wolitzer, der sich dieses Sujets ebenfalls annimmt. Und das ist nur eine von vielen Auseinandersetzungen, Bearbeitungen und Aktualisierungen des antiken Stücks.

Auch «BirthStrike», in England von der Sängerin Blythe Pepino gegründet, ist im Prinzip nichts anderes. Als verantwortungsbewusste Frau fragte sie sich, was ihr Kind erleben würde, wenn es dreissig wäre. Sie entschied sich dagegen, selber Mutter zu werden. Auch sie wurde deswegen angefeindet. Dabei ist der Diskurs in Grossbritannien deutlich progressiver als im deutschsprachigen Raum, wie ich selbst immer wieder erlebe.

Klimawandel bei Kanada-Aktion im Vordergrund

«#NoFutureNoChildren» war eine kanadische Aktion, in der es 2019 ebenfalls darum ging, im aktuellen Klima keine Kinder zu bekommen, weil es für diese selbst eine Zumutung wäre. Hier stand der Klimawandel im Vordergrund. Umso erfreulicher, dass die südkoreanischen Aktivistinnen jetzt den feministischen Aspekt, der ja jeglichem Gebärstreik ohnehin innewohnt, betonen.

Politische Alternative zur Heterosexualität

In den 1970ern gab es den «politischen Lesbianismus», der eine politische Alternative zur Heterosexualität darstellte und sich exzellent dafür eignete, Sexismus zu bekämpfen. Das ist natürlich auch ein wichtiger Punkt der Südkoreanerinnen: die Entstehung und Festigung weiblicher Solidarität.

Heterosexuelle Beziehungen mit Männern begreifen sie als eine Ausdehnung patriarchaler Familienstrukturen. Und da sie mobilmachen gegen Bräuche und Traditionen, die Frauen schaden, ist die Ablehnung romantischer Verstrickungen, die Frauen schwächen, nur logisch.

Weibliche Singles wollen verkuppelt werden

Auch hierzulande läuft die tief verwurzelte Normalbiografie immer noch über Partnerschaft, Heirat und Kinder. Singles (vor allem weibliche) werden nicht selten argwöhnisch beäugt. Und wollen von scheinbar wohlmeinenden Bekannten verkuppelt werden.

Schweigegeld für Pornodarstellerin

Offenbar hält sich die Meinung hartnäckig, dass weibliches Glück ohne männlichen Beschützer und ohne dessen Kinder nicht existieren könne. Dabei sind gerade das die Parameter, die weibliches Glück oft zerstören!

Der Londoner Professor Paul Dolan erregte nicht umsonst mit seiner Studie Aufsehen, die als glücklichste gesellschaftliche Subgruppe unverheiratete Frauen ohne Kinder identifizierte. Freiheit und Unabhängigkeit sind mehr wert als jeder Pseudo-Beschützer.

donald Trump
US-Präsident Donald Trump. - keystone

Vor allem einer wie Trump, der Einwanderer nicht zuletzt deswegen draussen halten will, damit Männer wie er mehr einheimische Frauen zur Verfügung haben, die sie bedrängen können. Sollte es mal ungemütlich werden, zahlt man (wie in seinem Fall) der Pornodarstellerin einfach Schweigegeld.

«Feminist allies» sind wichtig

Nicht alle Männer sind wie Trump, Musk und JD Vance (der sogar verlautbaren liess, den USA würde es besser gehen, hätten Frauen kein Wahlrecht).

Einige sind sogar das andere Extrem. Und als «feminist allies» von immenser Bedeutung. Männer, die sich mit der feministischen Bewegung solidarisieren, kämpfen mit uns an unserer Seite für das Recht auf Abtreibung. Für das Ende des Patriarchats. Und sie sind es wert, dass man sich in sie verliebt, sie datet, mit ihnen zusammen ist. Vielleicht sogar heiratet?

Aber sich als Inkubator zur Verfügung stellen, damit sich rechte Parteien und Maskulinisten freuen? Da sollte man dann doch die Grenze ziehen.

Zur Person: Dr. Verena E. Brunschweiger, Autorin, Aktivistin und Feministin, studierte Deutsch, Englisch und Philosophie/Ethik an der Universität Regensburg in Deutschland. 2019 schlug ihr Manifest «Kinderfrei statt kinderlos» ein und errang internationale Beachtung.

Verena Brunschweiger
Verena Brunschweiger. - zvg

Kommentare

User #2897 (nicht angemeldet)

Sie tun mir leid - um jeden Preis müssen sie entsetzt sein. Ihre Kolumne ist einfach nur populistisch.

User #2485 (nicht angemeldet)

Mit dem heutigen Schulsystem, vor allem in der Schweiz, ist man bescheuert wenn man überhaupt noch Kinder in diese nette Apokalyptische Offenbarungs-Welt setzt. Der Homo Sapiens und der Homo Oeconomicus sollte so schlau sein sich selbst auszurotten da die Zukunft eh dem KI Biorobotern gehört.😂

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