Jeder sechste Mensch über 60 Jahren ist von irgendeiner Form der Misshandlung betroffen. Besonders hoch sind die Raten in Pflegeheimen.
Gewalt gegen ältere Menschen nimmt kontinuierlich zu. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz werden etwa 300'000 ältere Personen im Jahr Opfer von Misshandlungen.
  • Zu den Formen der Gewalt gehören körperliche, psychische, sexuelle und systemische Gewalt.
  • Auch Vernachlässigung oder finanzielle Bereicherung sind weit verbreitet.
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Die Misshandlung älterer Menschen ist weit verbreitet: Nach Angaben der WHO ist etwa jeder sechste Mensch im Alter von 60 Jahren und darüber hinaus jährlich in irgendeiner Form von Gewalt betroffen. Misshandlungen in dieser Altersgruppe können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, darunter ein früherer Tod, körperliche Verletzungen, Depressionen, kognitiver Verfall und Armut.

Die Misshandlungsrate in Einrichtungen wie Pflegeheimen und Langzeitpflegeeinrichtungen ist hoch: Zwei Drittel des Personals geben an, im vergangenen Jahr Misshandlungen begangen zu haben.

In der Schweiz sind rund 300'000 Personen jährlich von Gewalt gegen ältere Menschen betroffen, wie das Nationale Kompetenzzentrum Alter ohne Gewalt mitteilt, dessen Sensibilisierungskampagne Bestandteil des Nationalen Aktionsplans zur Umsetzung der Istanbul-Konvention 2022–2026, ist.

Datenbank mit möglichen Interventionen

Die WHO hat darum nun eine Datenbank mit 89 möglichen Interventionen gegen Gewalt veröffentlicht. Die Datenbank umfasst Gewaltformen wie körperliche, psychische und sexuelle Gewalt gegen Ältere, finanzielle Bereicherung, Vernachlässigung und Gewalt in der Beziehung oder seitens der Einrichtung.

Die Aufsätze umfassen verschiedene Settings wie Gesundheitswesen, institutionelle oder häusliche Pflege sowie die Unterscheidung in ländlichen oder städtischen Raum in verschiedenen Ländern. Die Sammlung richtet sich vor allem an Pflege- und Betreuungskräfte, Ärztinnen und Ärzte, Psychologinnen und Psychologen, Sozialarbeitende und Freiwillige.

Verschiedene Faktoren der Gewalt gegen ältere Menschen

In der Ankündigung des Bundesratsberichts aus dem Jahr 2020 zum Thema «Gewalt im Alter verhindern» heisst es: «Der Verlust der Selbstständigkeit, Isolation, Demenz sowie emotionale oder finanzielle Abhängigkeit erhöhen das Risiko für ältere Menschen, Opfer von Missbrauch zu werden.» Dabei seien Misshandlungen nicht nur auf Böswilligkeit zurückzuführen.

Mehrere Faktoren spielten mit, «darunter auch die Überforderung und Überlastung von Angehörigen, Fachpersonen oder des Pflege- und Betreuungspersonals», so der Bericht. Der Grat zwischen Schutzpflicht und Achtung der Selbstbestimmung sei dementsprechend schmal. In der Schweiz existieren darum etliche Kampagnen zur Bekämpfung und Prävention von Gewalt gegen ältere Menschen, wie auch die politische Debatte um das Impulsprogramm zeigt.

Es wird erwartet, dass die Misshandlung älterer Menschen noch zunimmt, da in vielen Ländern die Bevölkerung rasch altert. Nach WHO-Angaben wird sich Weltbevölkerung der über 60-Jährigen mehr als verdoppeln, von 900 Millionen im Jahr 2015 auf etwa 2 Milliarden im Jahr 2050.

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Falls Sie oder andere von Gewalt betroffen sind oder falls Sie eine schwierige Situation beobachten, handeln Sie! Kontaktieren Sie das Kompetenzzentrum Alter ohne Gewalt unter der Telefonnummer 0848 00 13 13 (Normaltarif), per E-Mail info@alterohnegewalt.ch oder informieren Sie sich auf der Webseite https://alterohnegewalt.ch/.

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