Eine neue Studie zeigt: Gletscherseen entleeren sich früher immer früher im Jahr – sind aber weniger extrem.
Gletscher Schweiz Klimawandel
Das Eis des Gletschersee unterhalb des Rhonegletscher schmilzt durch die hohen Temperaturen zügig. - Keystone

Fluten durch sich entleerende Gletscherseen ereignen sich wegen des Klimawandels in immer früher im Jahr. Dafür sind sie weniger extrem. Das zeigt eine neue internationale Studie, an der auch ein Forscher der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) beteiligt war.

In ihrer Studie haben die Forschenden mehr als 1500 weltweit seit dem Jahr 1900 aufgezeichnete Gletscherseeausbrüche anhand des Wasservolumens, des Spitzenabflusses, des Zeitpunkts und der Höhe des Quellsees charakterisiert.

So waren sie in der Lage, die Entwicklung im Laufe der Zeit abzuschätzen. Die Studie wurde am Donnerstag im renommierten Fachblatt «Nature» veröffentlicht.

Beschleunigte Gletscherschmelze

Die beschleunigte Gletscherschmelze der letzten Jahrzehnte hat demnach dazu geführt, dass Gletschersee-Ausbrüche an Volumen und Abfluss abnahmen. Allerdings treten die Ausbrüche immer früher auf: in den europäischen Alpen im Durchschnitt zehn Wochen früher als noch vor 120 Jahren.

Ausserdem stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass es inzwischen auch in höheren Lagen Seen mit dokumentierten Ausbrüchen gibt. In den Anden, in Island und Skandinavien liegen sie jetzt im Durchschnitt 250 bis 500 Meter höher als im Jahr 1900. Bei den Gletschersee-Ausbrüchen in den europäischen Alpen wurden in der Studie keine nennenswerten Veränderungen der Höhenlage festgestellt.

Diese Veränderungen zu kennen sei wichtig, etwa um Strassen oder Brücken entlang von Flüssen vorübergehend zu sperren und so Schäden zu verringern, schrieben die Forschenden in der Studie.

Auch in der Schweiz kommt es immer wieder zu Hochwasser durch Gletschersee-Ausbrüche. So halten etwa die Gletscherseen auf dem Plaine-Morte-Gletscher die Behörden seit einigen Jahren auf Trab. Vor allem der sogenannte Favergesee im Grenzgebiet der Kantone Bern und Wallis macht Probleme. In einer länglichen Mulde zwischen Fels und Eis sammelt sich im Frühsommer jeweils Schmelzwasser.

Sobald der See eine kritische Schwelle erreicht, kommt es zu einer spontanen Entleerung. Das passiert jeweils zwischen Mitte Juni und Ende August. Naturgefahrenexperten haben rund um den See ein Überwachungssystem eingerichtet.

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