Impfung gegen Coronavirus: Wie schnell ist ein Impfstoff einsetzbar?
Das Wichtigste in Kürze
- Erste experimentelle Impfstoffe gegen das Coronavirus sind noch dieses Jahr zu erwarten.
- Eine zertifizierte Impfung für den Einsatz steht wohl erst in 18 Monaten zur Verfügung.
Mit der Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 ist ein Wettbewerb zwischen Biotech-Unternehmen und Forschungsinstituten weltweit entbrannt. Wer stellt als Erstes einen wirksamen Impfstoff her?
Angesichts der Ausbreitung des neuen Coronavirus erscheint es fraglich, ob die Epidemie bald gestoppt werden kann. Umso wichtiger wäre eine Impfung.
Mitte Februar einigten sich 400 Experten auf einer Konferenz in Genf, die Suche danach zu beschleunigen. Dies teilte der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, mit. In vielen Ländern wird derzeit an der Entwicklung einer Impfung gearbeitet. Doch wie schnell könnte er einsatzbereit sein?
Erster experimenteller Impfstoff in diesem Jahr
«Ich bin insgesamt sehr sicher, dass wir erste experimentelle Impfstoffe noch dieses Jahr sehen werden.» Dies sagt der Virologe Gerd Sutter von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ob und wann sie an Menschen getestet werden könnten, sei eine andere Sache. Gemeinhin werden für die Entwicklung von Impfstoffen etwa 15 Jahre veranschlagt.
Dennoch kündigen Forscherteams weltweit an, einen Impfstoff gegen das Virus Sars-CoV-2 entwickeln zu wollen. Sie setzen vor allem auf biotechnologische Verfahren. Diese sollen die Zeit verkürzen, um einen Impfstoffkandidaten für die Prüfung in klinischen Studien bereitzustellen.
Schnell anpassbares Verfahren
In Kooperation mit Sutters Team arbeitet auch eine Gruppe um den Virologen Stephan Becker an einem Impfstoff. Sutter und Becker gehören zu den Entwicklern des Impfstoffs gegen das Mers-Coronavirus. Das dafür entwickelte Konzept wollen sie für das neue Coronavirus anpassen.
Die Entwicklung eines Impfstoffkandidaten ist allerdings nur der erste Schritt in Richtung Impfstoff. Richtig mühsam wird es hinterher: Zulassung und klinische Prüfung des Kandidaten sind die Entwicklungsphasen, die am meisten Zeit verschlingen.
Beschleunigte Zulassungsverfahren
Ein für Becker notwendiges Prozedere. «Diese Impfstoffe müssen sicher sein, sonst tut man sich keinen Gefallen.» Wenn der politische oder medizinische Druck hoch genug sei, würden die Zulassungsverfahren beschleunigt. Während des Ebola-Ausbruchs in Westafrika etwa sei die Erlaubnis für die klinische Studie sehr schnell vom zuständigen Paul-Ehrlich-Institut erteilt worden.
Becker ist optimistisch, auch für einen Kandidaten gegen Sars-CoV-2 vergleichsweise schnell die Zulassung für eine klinische Studie zu bekommen.
Erster Test von Impfung an Menschen in drei bis vier Monaten
Aber kann ein Impfstoff rechtzeitig fertig sein, um den Verlauf der aktuellen Epidemie zu beeinflussen? «Wir wissen nicht, wie sich die Epidemie entwickelt», sagt Becker. Wenn sich das Virus etabliere, wäre ein Impfstoff sehr hilfreich. «Ich glaube, das ist gut investiertes Geld.»
WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan glaubt, dass erste Impfstoff-Tests an Menschen in drei bis vier Monaten beginnen könnten. Eine zertifizierte Impfung für weitreichenden Einsatz gegen das Coronavirus stehe aber wohl erst in 18 Monaten zur Verfügung.