Jugendliche sind wegen Social Media unzufriedener mit eigenem Körper
Das Übergewicht hat sich stabilisiert, erwachsene Schweizer sind zufriedener mit ihrem Gewicht. Nicht so aber die Jugendlichen. Ausschlaggebend ist wohl Tiktok.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Anzahl Übergewichtiger in der Schweiz ist seit 2012 stabil geblieben.
- Laut Studie hat die Zufriedenheit mit dem eigenen Gewicht zugenommen.
- Doch eine Expertin relativiert: Bei Jugendlichen steige die Unzufriedenheit.
Die Anzahl übergewichtiger Menschen ist laut einer Erhebung des Bundesamts für Statistik von 2017 im Vergleich zum Ausland niedrig. Die Rate liegt bei rund 42 Prozent. Zudem stagniert die Zahl übergewichtiger Schweizer seit 2012. Die Zufriedenheit mit dem individuellen Körpergewicht steigt bei dieser Bevölkerungsgruppe.
Doch zu früh freuen sollte man sich nicht: Eine Expertin relativiert die Ergebnisse der schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB).
Tiktok und Instagram beeinflussen Jugendliche stark
Die SGB legt dar, dass Übergewichtige und Adipöse (stark Übergewichtige) zwischen 2007 und 2017 mit ihrem Gewicht zufriedener wurden. Verena Müller, Doktorandin für klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Fribourg erklärt: «Die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper ist stark vom Alter abhängig.»
Die jüngere Generation sei «deutlich unzufriedener» mit ihrem Körpergewicht.
Grund dafür ist laut Forschung Social Media, vor allem Tiktok und Instagram. Pro Juventute schreibt in einem Blogeintrag: Inhalte, die sich stark auf das Äussere fokussieren, würden Jugendliche negativ beeinflussen. Besonders anfällig dafür seien übergewichtige und adipöse junge Menschen, so Verena Müller.
Wieso ist dann die Akzeptanz des eigenen Körpergewichts bei Übergewichtigen insgesamt gestiegen? Laut Müller könnte es damit zusammenhängen, dass Übergewichtigkeit und Adipositas mit höherem Alter häufiger anzutreffen seien. «Kurz und knapp: fülligere Körper sind häufiger, das führt zu mehr Akzeptanz, was mehr Körperzufriedenheit mit sich zieht», erklärt die Psychologin.
Übergewicht stabil – aber nach wie vor hoch
Laut SGB ist 2017 die Anzahl übergewichtiger Männer ein wenig gesunken: 2012 waren es knapp 40 Prozent, fünf Jahre später 39 Prozent. Bei den Frauen ist eine extrem kleine Zunahme von 0,2 Prozent zu verzeichnen. Insgesamt sind 42 Prozent der Bevölkerung von entweder Übergewicht oder Adipositas betroffen. Verena Müller warnt: Dies sei immer noch sehr hoch.
Die Doktorandin hebt hervor, die SGB habe nur wenige Informationen über die Stichprobe preisgegeben. Deswegen könnte es zu einer Verzerrung der Daten gekommen sein.
Zum einen würden meistens Personen mit einem hohen sozioökonomischen Status an Befragungen teilnehmen. Genau diese Gruppe sei weniger von Adipositas oder Übergewicht betroffen. Zum anderen könnten relevante Altersunterschiede auch eine Rolle gespielt haben.
Andererseits könnte es laut Müller auch sein, dass Präventionsprogramme eine Wirkung hatten. Zudem habe sich der Zeitgeist «von einem ‹immer-mehr-immer-schneller-Trend› hin zu einem ‹bewussten Ernährungs- und Bewegungsstil›» verändert. «Ausserdem wird der Druck auf die Wirtschaft grösser. Immer mehr Menschen wünschen sich gesunde, fettarme, vegetarische und vegane Produkte in den Supermarktregalen», so Müller.
