Long Covid: Symptome, Verlauf und Therapie
Zwei Professoren berichten, wie sich Long Covid äussert und behandelt wird. Das Syndrom liess sich mittlerweile gut erforschen.
Das Wichtigste in Kürze
- Innerhalb der letzten Jahre konnten die Symptome von Long Covid dokumentiert werden.
- Besonders stressbelastete Menschen sind eher anfällig für langfristige Folgen.
- Mehrere Behandlungsmethoden haben sich als erfolgreich herauskristallisiert.
Vier Jahre ist es mittlerweile her, dass die Corona-Welle die Welt zu erfassen begann. Mit Long Covid werden die Folgen bezeichnet, die eine Corona-Infektion langfristig hinterlassen kann. Zwei Professoren berichten über die im Lauf der letzten Jahre gesammelten Erkenntnisse zu Symptomen und Therapie.
Prof. Natascha Sommer ist die Leiterin der Post-Covid-Ambulanz am deutschen Uniklinikum Giessen. Prof. Uwe Gieler berichtet als Klinikdirektor der Vitos-Klinik für Psychosomatik gemeinsam mit ihr gegenüber dem «Giessener Anzeiger».
Dass Patienten langfristig, sogar Jahre, mit einer Infektion kämpfen, kannte Gieler schon vor der Pandemie: «Etwa vom sogenannten Pfeifferschen Drüsenfieber. Das Post-Covid-Syndrom trat jetzt jedoch noch wesentlich häufiger auf», äussert er.
Long Covid: Kombination aus Immunreaktion und psychischer Belastung
Relativ schnell hätten sich in seiner Klinik für Psychosomatik Verbindungen herauskristallisiert: «Die meisten Patienten, die zu uns kamen, hatten psychische Vorerkrankungen oder haben eine Belastung ausgehalten.» Es musste also «eine Kombination aus einer immunologischen Reaktion und einer psychischen Belastung sein».
Der Leiterin der Post-Covid-Ambulanz lag ein anderes Patientenbild vor: «Patienten mit vorwiegend psychosomatischen Beschwerden sehen wir bei uns in der Spezialambulanz kaum. Weil sie vorher schon in der Hausarzt- oder pneumologischen Praxis herausgesiebt werden», erklärt Sommer.
Symptome: Schmerzen, neurologische Störungen, Belastungsschwäche
Die Symptome, welche die beiden Professoren gesammelt haben, ähneln sich dafür umso mehr: «Muskel-, Kopf- und Gliederschmerzen, Atemnot und eingeschränkte Belastbarkeit», benennt Gieler als die häufigsten Folgen. Bei Sommer sind es «vorwiegend Belastungsluftnot und eine Belastungseinschränkung».
Sommer fügt hinzu: «Viele Patienten haben ausserdem Schmerzen, neurologische Beschwerden wie Kopfschmerzen und Gedächtnisstörungen. Schlafstörungen, eine massive Erschöpfungsproblematik und nach Belastung immer wieder Zusammenbrüche, auch Post-Exertionelle Malaise oder Belastungsintoleranz genannt.» Einbrüche stellte auch Gieler fest, die nach einem symptomfreien Intervall auftreten.
Long Covid trifft in Gesellschaft auf Unverständnis
Zur Aufnahme sagt Gieler: «Manche Patienten schleppen sich regelrecht hierher.» Neben körperlichen Beschwerden «erfahren sie gleichzeitig von der Gesellschaft und Umgebung eine gewisse Ablehnung und ein Unverständnis. Dabei sind es durchaus Menschen mit viel Engagement, solche, die anpacken und etwas umsetzen wollen.»
Viele Patienten kämen laut Gieler aus belastenden Berufen. Er erläutert den Zusammenhang, dass das Immunsystem unter Dauerstress irgendwann nicht mehr so funktioniert, wie es sollte. Für ihn ist es daher wichtig, die Behandlung sowohl symptombezogen als auch psychologisch anzusetzen.
Sommer führt nach dem Ausschluss anderer Krankheiten vor allem Belastungs- und Lungenfunktionstests durch. Patienten mit der Diagnose Long Covid verweist sie an spezielle Rehabilationszentren. «Bei sehr vielen Patienten bessern sich die Symptome langsam im Laufe der Zeit mit Geduld und kleinen Schritten», so Sommer.