Massnahmen gegen Coronavirus sorgen für weniger Frühgeburten
Studien aus Irland und Dänemark zeigen: Die Zahl der Frühgeburten sank 2020. Das Coronavirus und der daraus entstandene Lockdown spielen eine zentrale Rolle.
Das Wichtigste in Kürze
- In Europa kamen während des Lockdowns weniger Frühgeburten auf die Welt.
- Dänische und irische Forscher haben dafür einige Gründe gefunden.
- Schweizer Spitäler beobachten die Entwicklung mit grossem Interesse.
Europäische Ärzte beobachteten, dass es während des Lockdowns aufgrund der Corona-Pandemie zu weniger extremen Frühgeburten kam als in vergangenen Jahren. Das bestätigten nun zwei Forschergruppen aus Irland und Dänemark.
Beide Gruppen kamen zum Schluss, dass es in ihrem Land weniger Fälle von extremen Frühgeburten gab als normalerweise.
In Dänemark kamen nach den Berechnungen statistisch weniger Babys vor der 27. Schwangerschaftswoche auf die Welt als in den letzten Jahren. Und in Irland wogen weniger Babys unter 1500 Gramm bei der Geburt als sonst.
Coronavirus: War der Lockdown gut für Schwangere?
Die Autoren der Studie vermuten: Die Pandemie und der Lockdown hatten eventuell einen positiven Einfluss auf die Situation. Denn durch den Lockdown waren Schwangere nicht nur vor dem Coronavirus selbst, sondern auch anderen Krankheitserregern geschützt.
Nicht nur das, der Lockdown hat wohl auch zu mehr Ruhe und Auszeit für die schwangeren Frauen geführt. Auch wurden die Kliniken durch die Corona-Pandemie umstrukturiert und hatten kaum noch Kapazitäten auf der Frühgeburtenstation, so die Forscher.
In der Schweiz wurde zu diesem Thema noch nicht geforscht. Auch das Inselspital in Bern hat noch keine Daten zur Thematik erhoben. Eine Analyse sei jedoch geplant, so der Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Frauenklinik des Inselspitals Bern Daniel Surbek. «Es ist ein sehr interessantes Phänomen, und der Grund ist bisher nicht bekannt.»
Weniger Frühgeburten sind vorübergehendes Phänomen
Surbeks Vermutungen gehen allerdings in die gleiche Richtung, wie diejenigen der dänischen und irischen Forscher. Ein weiterer möglicher Faktor sei das Aufschieben von geplanten Frühgeburten. Diese werden aufgrund von Anomalien beim Kind oder Mutterkuchen durchgeführt.
Der Arzt zeigt aber auch eine negative Seite der Pandemie für Schwangere auf: «Zu beachten ist, dass eine Erkrankung durch das Coronavirus in der Schwangerschaft das Frühgeburtsrisiko um das Zwei- bis Dreifache erhöht.»
Dass dieses Phänomen zu einem nachhaltigen Trend bei Geburten führen könnte, bezweifelt Surbek jedoch. «Es ist zu vermuten, dass es sich hierbei um ein vorübergehendes Phänomen handelt und somit nicht nachhaltig ist.»
Daher empfiehlt der Arzt ganz generell: Während der Schwangerschaft soll nicht geraucht werden. Gesunde Ernährung und möglichst wenig psychischer und körperlicher Stress senken das Frühgeburtenrisiko ebenfalls.