Laborfleisch gilt mit Blick auf die Zukunft als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichem Fleisch. Die Forschung dämpft die grossen Hoffnungen allerdings.
Italien Laborfleisch
In Italien soll Fleisch aus dem Labor verboten werden. (Archivbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Künstliches Fleisch ist oft nicht nachhaltiger als herkömmliches Fleisch.
  • Vor allem in Sachen Stromverbrauch schneiden Laborprodukte schlechter ab.
  • Beim Land- und Wasserverbrauch sieht es besser aus.
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Neue Studien zweifeln daran, dass die Herstellung von «kultiviertem Fleisch» umweltfreundlicher ist als jene von herkömmlichem Fleisch.

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Verschiedene Sorten Schweinefleisch und Rindfleisch in einer Fleischtheke in einem Supermarkt. - dpa

Zwar entstehen bei der Hackbällchen-Anzucht 75 Prozent weniger Treibhausgase als bei Rindern auf der Weide, schreibt die «NZZ am Sonntag». Sie verweist dabei auf eine neue Übersichtstudie. Beim Schweinefleisch jedoch sind die Treibhausgasemissionen von Laborfleisch um ein Zweifaches höher, bei Geflügel um ein Dreifaches.

Noch schlechter sieht die Bilanz beim Energieverbrauch aus. Die Zellen brauchen 37 Grad Körpertemperatur, und auch die Sterilisation der Anlagen sowie die Herstellung der notwendigen Nährmedien benötigen Energie.

Laborfleisch verbraucht mehr Energie

Technikphilosophin Silvia Woll vom Karlsruher Institut für Technologie zeigt sich gegenüber der «NZZ am Sonntag» ebenfalls skeptisch. Man könne aufgrund fehlender Daten noch gar keine Aussagen machen, wie sich die Produktion von In-vitro-Fleisch auswirken werde.

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Die tierische Zellen sollen innerhalb von wenigen Wochen zu einem Steak zusammenwachsen. (Pressebild) - sda - Keystone

Bisherige Studien arbeiten entsprechend mit Hochrechnungen, deren Grundlage bestimmte Annahmen sind. «Die Firmen rufen zwar richtige Heilsversprechen aus, doch wenn man an der Basis klopft, klingt es hohl», so Woll.

Klar ist laut Woll aber: «In-vitro-Fleisch wird deutlich mehr Energie verbrauchen als die konventionelle Tierhaltung». Die Frage sei dann, woher der Strom dafür komme. Gemäss der niederländischen Firma CE Delft kann Laborfleisch beim CO2-Ausstoss nur mithalten, wenn mindestens 30 Prozent der Energie erneuerbar ist.

Künstliches Fleisch besser fürs Tierwohl?

Immerhin kommt die Studie von CE Delft laut der «NZZ am Sonntag» auch zu positiven Schlüssen, was künstliches Fleisch angeht. So schneidet dieses in Sachen Land- und Wasserverbrauch besser ab als herkömmliches Fleisch.

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Am 25. September 2022 stimmt das Schweizer Stimmvolk über die Massentierhaltungsinitiative ab. - Keystone

Laut Silvia Woll könnte mit der Herstellung des künstlichen Fleisches auch die Situation der Tiere verbessert werden. Dies, weil man für die Produktion deutlich weniger Nutztiere braucht. Sie warnt aber davor, dass Firmen die Tiere trotzdem in Massenanlagen halten könnten: «Dann haben wir zwar quantitativ etwas gewonnen, aber nicht qualitativ.»

Für die Produktion des «In-vitro-Fleisches» braucht es ein winziges Stück Gewebe, zum Beispiel von einer Kuh oder einem Huhn. Die darin enthaltenen Zellen vermehren sich im Labor zum Zellhaufen, der dann als Hackbällchen oder Nuggets gegessen werden kann.

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